1. Textabschnitt
Währenddessen:
Über den von mir aktivierten Bildschirmschoner (mit folgenden Einstellungen: zufällige Reihenfolge, weiches Überblenden, vor- und zurückzoomen, Bildschirmfüllend), der auf einen Ordner mit Dateien von Zeichnungen und Ausschnitten von Zeichnungen zugreift, werden diese Zeichnungen ohne mein Zutun gezeigt.
Ich rede:

Ich studierte dann an der Kunsthochschule Braunschweig bei Johannes Brus, Carl Emanuel Wolff, Matt Mullican und Raimund Kummer.

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Während des Studiums zeichnete ich viel und geriet in Situationen, in denen ich als obsessiver oder gar manischer Zeichner vorgestellt wurde – meine Selbstwahrnehmung war und ist eine andere:

Ich zeichne gerne.
Ich zeichne spielerisch und forschend, zergliedernd und ordnend.
Mal zeichne ich aufmerksam und gesammelt, mal unfokussiert und abgelenkt.

Und das eben nicht nur im Atelier, sondern in Vorlesungen, bei Plenen, beim Telefonieren, vor dem Einschlafen – und überhaupt.

Und was zeichnete ich so?
Es gab das Rumkritzeln und Daddeln, das automatische Zeichnen, das mehr oder weniger wiedererkennbare Abbilden von dem, was ich sah oder erinnerte, das Provozieren von Zufällen, das Untersuchen von Linienqualitäten, Textfragmente, usw.

Und je mehr ich zeichnete, desto mehr wünschte ich mir bessere Optionen um Erinnerungen, Denkverläufe und Assoziationen genauer und – zumindest für mich – decodierbar in eine Zeichnung einschreiben, also aufzeichnen zu können.

"Ideographie" – also Schrift, die nicht aus abstrakten Zeichen wie a, b, c , sondern aus stilisierten Bildern besteht, war für mich keine Lösung, weil für die Anordnung, also Reihung, dieser diskreten Zeichen fast sämtliche Bildqualitäten aufgegeben werden müssen.

Meine einfache Lösung:
Für die Anordnung und Integration solcher zusätzlichen Zeichen können nur die Gesetze des Bildes – und eben nicht die der Schrift – gelten.

Mit diesem Konzept im Hinterkopf zeichnete ich weiter und beobachtete was geschah. Zunehmend tauchten jetzt Zeichen in meinen Arbeiten auf. Manche Zeichenfindungen drängten sich mir geradezu auf, andere entwickelten und veränderten sich organisch beim Zeichnen. Und wenn ich Mal für ein Begriffsfeld sofort ein Zeichen brauchte und noch keines hatte, legte ich sein Aussehen kurzerhand fest. Dies waren dann oft die Zeichen, die nicht in Gebrauch geblieben sind.

Aber die Zeichen, die sich bewährten, nannte ich Darsteller.