2. Textabschnitt
Währenddessen:
Über das Programm "Vorschau", das auf einen Ordner mit Dateien von Zeichnungen aus den letzten 4 Jahren zugreift, werden diese Zeichnungen nacheinander (vollständig, ohne Überblendungen und ohne mein Zutun) gezeigt.

Alternative jetzt hier online:
Wechseln Sie in das Tab "www.hanneskater.de" und klicken auf: "Das Zeichnungslog" (das ist das "Banner" oben in der Mitte) und stöbern Sie ein wenig.
Ich rede:

Bald beobachtete ich beim Zeichnen etwas, mit dem ich so nicht gerechnet hatte: ich konnte nicht nur Denkvorgänge und Denkabläufe aufzeichnen und wieder rekonstruieren, ich konnte mit meiner Art zu Zeichnen auch "denken". Wobei "denken" nicht (nur) eine Anwendung von sprachlich Formulierbarem meint.

Denn meine Darsteller und andere Elemente der Zeichnung, etwa Pfeile oder auch Zeichenzusammenhänge, machten sich ein Stück weit selbstständig, starteten ein Eigenleben. Sie wurden im Operationsraum der Zeichnung sozusagen zu sich verhaltenden Objekten, die untereinander agieren können. Zeichnen wird so ein Instrument nicht nur zur Abbildung, sondern auch zur Herstellung von Sachverhalten.

Einmal auf den Trichter gekommen, tat ich mein Möglichstes, die selbstregulative Funktion des operativen Zeichnens zu fördern: das Papier, bzw. die Wand oder der Raum bei den großen Arbeiten, wurde ein Operationsraum für Systeme von Handlungsweisen. Ich traf nun viele Entscheidungen über mein weiteres Vorgehen vor dem Hintergrund, die Optionen für so eine "operative Bildlichkeit" zu verbessern.

Meine Darsteller und anderen operativen Optionen (Pfeile in erster Linie) werden so – sollen werden (okay-okay) – zu Operatoren im Suchraum Zeichnung und zum Medium der Suche.


Was denn nun?

Vom Denken als kognitivem Verarbeiten her betrachtet, kann man das Zeichnen als ein Medium begreifen, in dem sich (das) Denken vollzieht; vom Zeichnen her betrachtet, ist dieses Zeichnen nicht mehr nur eine Methode, schon Gedachtes und oder auch gespeichertes Wissen einzusetzen, sondern auch ein Instrument des Präzisierens, des Erweiterns, ja des Weiterentwickelns von Modellen, bzw. Wissen.


Wenn noch Zeit ist:

Stellenwertsemantik: eine Zeichenkette (eine Konfiguration), bzw. der Gedanke dahinter erklärt die einzelnen Zeichen – und nicht, wie gemeinhin angenommen, die einzelnen Zeichen die Zeichenkette, bzw. den Gedanken. Die Bedeutung eines Zeichens ergibt sich aus der Stelle, die es innerhalb einer Zeichenkonfiguration einnimmt, die Bedeutung wird (auch) durch die Platzierung bestimmt.


Das Problem der Semantik:
(Leider stehen einem nur sprachwissenschaftliche Begriffe zur Verfügung)

Bei semantischen Netzen unterscheidet man implizite und explizite Semantik.
- Explizit meint: formal (mehr oder weniger eindeutig) geregelt.
- Implizit: es wird etwas angebunden oder gerichtet (durch Linien, Pfeile, Nähe), aber es ist nicht streng geregelt – bzw. es lässt sich überhaupt nicht präzise regeln – welche Relations-Typen genau existieren.