Texte aus dem Jahr 2002
 

Zukunftsgenerator
von Patricia Holder

Den Linien zusehen. Dem Denken Raum geben. Sich an das eigentlich doch Mitzuteilende herantasten. Es komplizierter, expliziter machen...

Hannes Katers Arbeiten funktionieren als Schnittstellen. Sie öffnen Spielräume und Spannungsfelder für den Einsatz und Ausdruck individueller Erinnerung, Wahrnehmung und Sprache. Die Zeichnungen schaffen Anhaltspunkte und Verbindungen, sie befreien Zusammenhänge aus ihrer narrativen Verkettung und machen Beziehungsstrukturen sichtbar. Indem er das Nacheinander der Worte in ein Neben- und Ineinander von Zeichenketten übersetzt, stellt der Künstler die Komplexität des Lebens neu zur Disposition.

Noch vor jeder Eingebung aus Katers Umwelt steht der selbst gesetzte Auftrag. Den Zeichnungen die vergessene Dimension zurückgeben. Ziel des Zeichners ist es, in sich schlüssige und für sich sprechende Systeme zu erschaffen, Organismen mit einer inhärenten Logik und einer eigenen Sprache – Bedeutungsuniversen, in denen man umherwandeln und sich verlieren kann.

Die Quellen zu Katers Bildsprache liegen offen (www.hanneskater.de). Sie können kopiert und benutzt, verwendet und erweitert werden. Das Ensemble der Darsteller – so bezeichnet der Künstler die wiederkehrenden Motive seines Bildprogramms, ein sich im Lauf der Zeit veränderndes Repertoire von Zeichen, an und mit denen er arbeitet – wird im Auftreten und Aussehen auf kleinen Kärtchen, sogenannten Darsteller-Infos erfasst.

Als Visiten- und Auftragskarten offerieren die Sammelobjekte nicht nur die Dienste des Zeichnungsgenerators (in seinem Bildprogramm visualisiert der Künstler etwa Ereignisse aus dem Leben der Auftraggeber und Zeichnungsempfänger – Der Zeichnungsgenerator zeichnet für Dich!), sondern zugleich auch einen Einblick in seinen Mikrokosmos: Kater zeichnet meistens im Din A4-Format, so bleiben die Arbeiten handlich und die Gedanken mobil.

Die Installationen des Zeichners geben der Entlinearisierung und Verräumlichung erzählter Zeitfolgen neue Dimensionen – durch den Einsatz von Overhead-Projektoren und Computersimulationen können sie sich ausdehnen und an ihren Ort anpassen. Dann wachsen die Zeichnungen und greifen Raum, die Zeichen wandern und zirkulieren – und plötzlich scheint es möglich, durch Wände zu sehen und um Ecken zu denken.


Text von Patricia Holder für einen der Folder der Halle für Kunst Lüneburg für die Stipendiaten der Künstlerstätte Bleckede,Bleckede 2002.


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