|
Auftragstext:
Für einen Fotografen ein langweiliges Bild: Ich (Ende 30, rundlich (nicht fett), kurze dunkle Haare, Brille) sitze wie so oft in meinem kleinen Arbeitszimmer am PC. Das Zimmer ist vollgepackt mit vollen Regalen, mehreren unterschiedlich hohen Bücher- und Kopien-Türmen, an einer Wand ein Sessel, auf dem mein Hund schläft. Auch der Tisch ist ziemlich voll: Monitor, Tastatur, 2 kleine Bücherberge, viele Notizzettel, einige Disketten, ein Kaffeebecher. An der Wand neben meinem Tisch hängen mein Examenszeugnis, eine Uhr, ein Kalender, ein Bild von Einstein und eines von Leibniz. Alles ist in sich gekehrt, still, nur der Hund schnarcht, und der PC brummelt. Ich schreibe.
Das ist die äußere, inaktive, nichtssagende Seite der Situation; die innere ist das absolute Gegenteil davon. Meine Aufgabe ist grob gesagt die Erforschung chaotischer Entwicklungen in Europa und Amerika.
Während ich still in meinem Zimmer sitze, stehe ich inmitten eines schwirrenden Wirrwarrs von Ereignissen, Taten und Meinungen aus mehreren Jahrhunderten in mehreren Ländern; Bilder tauchen durcheinander auf, Könige und Politiker, Kriege, Entdeckungen, Erfindungen, Alltägliches; laute und leise Töne der verschiedenen Geschichten, viel späteres Gerede darüber. Aber dieses Wirrwarr der Ereignisse und Entwicklungen ist gar keines, es ist Erscheinung einer chaotischen Ordnung in Varianten. In diese Ordnung gedanklich einzudringen, und immer wieder dies: in dem dissonanten Wirrwarr den Gleichklang des deterministischen Chaos zu hören, ihn zu fassen zu bekommen, darum kämpfe ich jeden Tag.
Es ist eine Situation mit zwei völlig entgegengesetzten Seiten; Aktivität und Passivität sind umgekehrt verteilt im Gegensatz zum Normalen". Und gerade das aktive Zentrum der Situation, das Herausarbeiten der chaotischen Handschrift", kann man nicht sehen. Ich weiß nicht, ob man etwas Unsichtbares malen kann vielleicht ja doch.
|