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Bleckede Fünf Bäckereien auf 400 Meter in einem kleinen Ort. Einem sehr klei- nen Ort in Niedersachsen. Also die Gelegenheit, endlich die These zu überprüfen, ob es in Niedersachsen mehr Bäckereien als in anderen Bundesländern gibt. Ist der durchschnittliche Niedersachse weniger als Bürger aus anderen Bundesländern bereit, längere Wege zu "seinem" Bäcker zurückzulegen? Wie entscheiden die Kunden, zu welchem Bäcker sie gehen und warum? Wie überleben die Bäckereien diese direkte Konkurrenz? Und wieso entstand und blieb diese Häufung von Bäckereien in dem kleinen Bleckede? Welche Gründe haben dafür gesorgt, dass seit 1970 in Bleckede alle vier Fleischereien, alle vier Fischläden und die zwei Milchläden aufge- ben mußten, die Anzahl der Bäckereien aber annähernd gleich blieb? Und wie verändert sich das Verhältnis der Bürger zu Backwaren, zu Brötchen und Brot? Bei mir zum Beispiel tauchen in meiner privaten Bildsprache Formfin- dungen und Begrifflichkeiten auf, die sich auf Backwaren beziehen (z.B. die nährende "Brotwolke", das "Gehirn", das so aussieht wie ein Croissant und das andere Gehirn, das "Brothirn"). Das ist für mich sehr selbstver- ständlich und naheliegend. Auf der anderen Seite ist es für mich so, dass die realen Backwaren für mich immer mehr an Bedeutung verlieren als Grundnahrungsmittel. Im allgemeinen empfinde ich die Produkte von Bäckern inzwischen als Zumutung, kaum würdig als Lebensmittel bezeichnet zu werden. Und für die gelieferte Qualität, also Nicht-Qualität, sind die Preise deutlich zu hoch. Doch bevor ich all den Fragen nachgehen konnte, mußte ich für mich herausfinden, welcher Bäcker hier am Ort der beste ist, also einen Bäckertest machen: den Bleckeder Bäckertest. Um mir ein Urteil bilden zu können ohne allzuviel zu leiden, entschied ich, mich auf zwei Produkte zu konzentrieren. Als Qualitätsindikatoren wählte ich das einfache Brötchen und den Käsekuchen aus. Aus meiner Kindheit weiß ich, das Käsekuchen ein sensibles Produkt ist. So gut er schmecken kann, wenn er gelungen ist - so schlecht mundet er, wenn gepfuscht wurde. Und: beim Käsekuchen wird auch eine Back- philosophie deutlich: wie schwer, also wie fett, darf die "Käsemasse" sein, wie dick der Boden? Und dürfen Rosinen und Mandarinen hinhein? Die letzte Frage kann ich für mich ganz eindeutig mit nein beantworten. |