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Erratische Blöcke, lichte Gefüge | |||||||||||
Rundgang durch die Ausstellung "Wucherungen und | ||||||||||||
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Wandnahmen"* |
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Textausschnitt über Hannes Kater und seine Raum- | ||||||||||||
zeichnung "Vom wahren Zeichnen im falschen"** |
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von Nora Sdun |
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Es gibt diese Bäckereikette Le Crobag. Der Name, ein Wol- pertinger aus Croissant und Baguette. Jedenfalls ist hinten auf den Papiertüten eine unglaubliche Genealogie der Ver- änderungen des Firmenlogos zu bestaunen, ein sich stetig krümmendes und über die Jahrzehnte jeweils anders inter- pretiertes Hörnchen ist zu sehen. Womit sich die Bäckerei- kette mit Piktogrammen eine Firmentradition verschafft hat. |
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Ein Verfahren, welches sich auch bei Hannes Kater findet, der einem Zeichenesperanto verpflichtet ist, das sich fortschreibt und sachte seine Zeichen verändert. Man kann es sofort verstehen. Denn das muss doch mal aufhören mit dem Durcheinander in den Bildprogrammen. Mit der Willkür in Art und Gebärde für die immer gleiche Angelegenheit. Diese Künstler, dieses ständige Anlauf neh- men zu einem Sprung der niemals gemacht werden kann, da sich für jede Handlung ständig die Optionen verändern. Wenn man schon kein neues Thema erfinden kann und kei- ne neue Farbe, so kann man doch wenigstens aufräumen und sortieren. Was sind denn nun Begriffe, was sind Argu- mente und Kausalitäten, und wie passen nun Stimmungen dazu. |
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Hannes Kater hat eine Systematik entwickelt nach Schattierung und Krümmungsgrad, Farbe und Motiv, Hörnchen sind dabei wichtige Darsteller, sind „Wahrneh- mungsgebäck“. Vektoren aus Pfeilen, Streifen und strömend sich ballenden Motiven weisen über die Wand und durch den Raum davor, Richtungen denen die Zielversessenheit fehlt, aber den emp- findlichen Status Quo von Handlungen beschreiben, die durch winzige Veränderungen andere wären. Kater macht kon- zise Aussagen. |
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Die Entschlüsselung ist allerdings kompliziert, wenn man das Zeichenlexikon nicht zur Hand hat*, Unübersichtlichkeit folgt notwendig und gehört ertragen, schwebt, steckt in der Luft an Schaschlikspießen. Es ist zum Verzweifeln, aber er hat es wenigstens probiert: Ein allgemeingültiges Zeichen für jeden Zustand, das Einfrieren der mannigfachen sich verschiebenden Sinne, um Autarkie für die Aussage zu schaffen. Ein Zeichenfetischist, so genau, so präzise und vielgestal- tig, dass das einzelne Zeichen unter dem Druck der vielen Differenzierungen wieder zerfällt. Es ist die Erinnerung an eine Idee von Unmissverständlich- keit. Eine Brückenarbeit zwischen den Pavillons. Eine Anlage für den Flur, für den geregelten Durchzug der ungeordnet herumlungernden Gedanken beim Betrachten. Es ist Hoff- art und dialektischer Hochbarren. Wahres Zeichnen im Falschen eben. Es geht nur so, aber es funktioniert nie. [...] |
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Zeichnungen erscheinen Jedermann als einfachste, vorder- gründig umstandslose Behauptung. Schön sind sie, weil sie die übermäßig fettige Opulenz einer Haxenbraterei nicht benötigen. Es sind Chiffren. Hier wird etwas weg- lassen, hier wird niemand mit saftigen Krusten genötigt. Zeichner wissen, was sie unterschlagen das Überflüssige! Zeichner sind keine Blender. Es ergeben sich also folgende mögliche Kleingruppen. Reski und Kater: Ideologisch skandierend, zerfasernd, dringlich absonderlich. Kügler und Lilienfeld: Selbstvergessen bildgebend, alles zeichnen was der Fall ist, bis die Wand voll ist. Schwarzwald, Mancu?ka: Pixelige Beschreibung von Wirk- lichkeit, Realität als Zumutung, halb Stuhl halb Gitter, zum Um- und Beschreiben. Novak und Rusche: Schwarzweißgroßflächendompteure. Gruppenausstellungen lohnen sich. Nora Sdun, 2006 |
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