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A4 |
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Nr. 21 - 25 |
Filzstiftzeichnungen auf Papier |
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Auftragszeichnung 021
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In den letzten Monaten beherrschte der Zufall mein Leben.
Die erste Begegnung mit einem guten Menschen machte mich noch nicht stutzig. Höchstens die Qualität des Zusammentreffens war so auffällig wie nie zuvor. Beim zweiten, wieder zufälligen Begegnen, ist immer noch vom netten Zufall die Rede. Aber ab wann hört Zufall auf und fängt Schicksal an? Beim dritten Treffen? Bei der vierten Begegnung? Und was passiert, wenn man dann das Zufallsmoment ausschaltet und bewusst miteinander in Kontakt tritt? In meinem Fall blieb es selbst dann beim permanenten, ungläubigen Kopfschütteln und dem Wissen um etwas sehr Besonderes. Und auf keinen Fall Zufall.
Zweite Zeichnung
Dritte Zeichnung
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Auftragszeichnung 022
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Das jämmerliche Bild, was sich mir bei jedem Discobesuch bietet, ist das Bild armer und hilfloser Jungs, die sich verzweifelt am Rande der Tanzfläche, wenn nicht gar direkt an der Bar festklammern in der Hoffnung, dass es anderen, hauptsächlich weiblichen, Discobesuchern nicht auffällt, wie unangenehm, hilflos und zweifellos überfordert sie sich in dieser Situation fühlen.
Die Zumutung sich einmal ganz gehen zu lassen, sich rhythmisch zu der Musik zu bewegen und dabei ungezwungen Kontakt aufzunehmen und Spaß zu haben, erscheint schier unmenschlich. Um so einer traurigen Situation vorzubeugen und auch einen gemeinsam durchtanzten Abend eines Pärchens zu garantieren, sollte man deshalb dafür sorgen, dass ein jedes männliche Wesen die Möglichkeit bekommt, sich zu Musik zu bewegen ohne zu glauben oder befürchten zu müssen, er sei unmännlich, uncool etc. Somit sollte Tanzschule (nicht nur klassische) ein Muss sein.
Zweite Zeichnung
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Auftragszeichnung 023
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Irgendwann zwischen dem 6. Juni und dem 24. September begriff ich, dass ich mich verliebt hatte. Ich nahm es nicht ernst. Es war auch nicht ernst. Ich sah seine Augen auch nicht.
Dazwischen lag eine lange Zeit. 110 Tage. Vergaß ich es dann wieder?
Doch mittlerweile bin ich mir bewußt: ich habe ihn schon am ersten Tag gesucht. Aus welchen Gründen auch immer. Er war immerhin jemand, der mir aufgefallen war, dessen Gesicht ich kannte. Die Augen, der Blick.
Ab da wird alles unschön und sehr verdreht. Für manche Träume prostituiert man sich, voll Genuß. Davon überzeugt, dass es das Richtigste ist, was man tun kann.
[Lolita, Du bist ein Egoist]
Er wollte gehen, weg von mir. Er war superarschig. Er führte sich auf wie ein Kindskopf, ein Ekel, dass mich loswerden wollte. Wenn ich dann aber meinte: Gut gehe allein weiter! Da wollte er mich unbedingt mitnehmen. Das war die nächste Prostitution, die ich diesmal nicht genoß. Ich schnappte nach Luft. Die Nacht bei ihm war schrecklich. Er war froh als ich ging.
Tragisch für mich unwichtig für ihn.
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Zeichnung 1 |
Zeichnung 2 |
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Zeichnung 3 |
Zeichnung 4 |
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Auftragszeichnung 024
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was mich neulich wirklich beschäftigt hat, gehört in die abteilung zeit und ortsangelegenheiten.
ich habe mich in ein total abgelegenes exil am ende der welt begeben und dort eine person getroffen, deren biographie an merkwürdigen punkten mit meiner übereinstimmt. und zwar ging derjenige in der zeitlichen versetzung von drei jahren auf diesselbe grundschule wie ich, bei genau derselben klassenlehrerin. und das in einer stadt, in der wir beide schon einige zeit nicht mehr leben.
damit nicht genug, es gab zu dieser zeit eine superfiese reitschule an diesem ort , an die habe ich immer mal wieder gedacht, wenn mir einfiel, daß ich gern mal wieder reiten würde. aber immer wenn ich daran dachte, war die erinnerung so verschwommen, daß es mir so vor kam, als hätte es diese reitschule nie gegeben, sie war so ein typisches beispiel, für orte die man träumt.
jedenfalls ging dieser typ damals zu genau derselben reitschule und konnte sich auch noch an einige deprimierende details erinnern, außerdem wußte er, daß es diese schule schon lange nicht mehr gibt. als ich meine schwester fragte, erzählte sie, sie sei dort ja auch gewesen und wußte sogar noch die pferdenamen. wir sind also alle verlinkt, durch das sitzen im selben sattel vor mehr als zwei jahrzehnten.
das fand ich merkwürdig und mir fiel diese theorie wieder ein, daß jeder in sechs schritten mit jedem auf der welt verbunden ist und ich finde das nun total wahrscheinlich. zu der frage was für gefühle ich damit verbinde, so sind sie genauso diffus wie meine erinnerung an diesen stall. wundern, staunen, gruseln, freuen.
Fünfte Zeichnung
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Zeichnung 1 |
Zeichnung 2 |
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Zeichnung 3 |
Zeichnung 4 |
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Auftragszeichnung 025
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Mit 12 wollte ich Punk sein. Darunter verstand ich, mich von den Spießern mit ausgefallenen, abgerissenen Klamotten und einem bunten Irokesenhaarschnitt abzugrenzen.
Anläßlich des anstehenden Familien-Friseurtermins tat ich meinen Eltern meine Pläne kund: Die Provokation saß. Es saßen aber auch meine Eltern, und zwar am längeren Hebel. Es kam mir gar nicht in den Sinn, daß 'echte Punks' nicht erst fragen, ob sie sich die Haare färben dürfen.
So fand ich mich denn im Frisiersessel wieder, ziemlich genervt, denn mich verstand ja niemand, und lies mir von einer biederen Friseurin und meiner Mutter Musterbücher vorlegen mit Fotos von dem, was als ausgefallener Haarschnitt galt. Irgendwann gab ich auf, beließ die Haare in ihrer natürlichen Farbe, dafür aber asymmetrisch geschnitten auf der linken Seite kurz, rechts lang. Dazu gab's ein paar zusätzliche medizinische Stecker im freigelegten Ohr; vor möglichen gesundheitlichen Risiken einer Sicherheitsnadel - womöglich in der Wange à la Plastic Bertrand - hatte ich jedoch Bedenken. In mein Make-up mogelte ich ab und zu blaue Augenbrauen.
Einige Zeit später sah ich Pädagogik-Studentinnen, die meine 'non-konform-Frisur' mit einem langen baumelnden Ohrgehänge und Batikhalstüchern kombinierten, und war empört: Was maßen die sich an, haben die die wahre Attitüde für diese Form stillen Protests? (Ist Pädagogik und Didaktik heute zu rehabilitieren? Nach dem Ende der Pubertät sollte man tatsächlich mal drüber nachdenken.)
Dann brach meine konservative Phase an.
Fünfte Zeichnung
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Zeichnung 1 |
Zeichnung 2 |
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Zeichnung 3 |
Zeichnung 4 |
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