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Die Fiktionalisierung der Stadt
Dass sich die Inszenierung [9-11] der Terroristen wie ein Special-Effects-Spektakel in einer zur Konsumkulisse virtualisierten Urbanität verstehen ließ, lag nicht zuletzt daran, dass die Inszenierung der Stadt als Medienraum zu einer der zentralen Methoden neoliberalen Stadtmanagements geworden ist.

Nach dem 11. September dient die Personifizierung der Stadt als Instrument einer Rhetorik, die auf die Ängste um die Verwundbarkeit des sozio-urbanen Körpers zielt. Dieser Aspekt verändert das imaginäre Hollywood-New-York. Aber das transformierte Bild wird erneut auf die Stadt zurückwirken. Der Architekt und Filmhistoriker James Sanders hat für sein Buch "Celluloid Skyline: New York and the Movies" (2001) recherchiert, dass das Studiobild der Stadt in der Vergangenheit immer wieder unmittelbare Konsequenzen für die historische Entwicklung New Yorks hatte. So nährten beispielsweise die Lower-East-Side-Kulissen eines Films wie "Dead End" von 1937 die Überzeugung, die Straßen in den Slums seien förmlich Brutstätten des Verbrechens. Woraufhin der Abriss ganzer Viertel und der Bau großer Sozialwohnungsprojekte angeordnet wurde.

Die mythischen Artikulationen New Yorks als Stadt von Glamour und Sophistication (in den Art-Deco-Komödien der dreißiger Jahre) oder als Ort "urbaner Gewalt" (in den Filmen der New-Hollywood-Ära der Siebzigerjahre) waren somit stets auch Anregungen für politische Maßnahmen, welche sich ihrerseits an den Investitionsstrategien der Wirtschaft orientierten.

Die Feststellung, dass zwischen dem kulturindustriell produzierten und dem "realen" New York eine Wechselbeziehung herrscht, ist dabei so trivial wie triftig. Man kommt nicht umhin, die Kräfteverhältnisse in dieser Beziehung immer wieder neu zu beschreiben, weil gerade auch die offensichtlichen Aspekte dieser Spiegelung die politische Ökonomie der Stadt durchdringen.
[...]

Ausschnitte aus einem Text von Tom Holert. In: taz Nr. 7082 vom 19.6.2003
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