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überbrechen 3. Ausstellung in der Reihe Ausgewählt der Akademie der Künste |
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Bildprogramm für einen Raum
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14. September bis 14. Oktober 2012
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Halle 3, 10557 Berlin |
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Biografische Bezüge zum Hansaviertel wird kontinuierlich ergänzt
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Juni 1966 | Foto: Eva Kater-Grunow
Ich spiele, zusammen mit meinem Vater, an und mit der Skulptur L'automne (Der Herbst) von Henri Laurens (* 18. Februar 1885 in Paris; † 5. Mai 1954 Paris. Die Gußvorlage ist von 1948, die Ausführung in Bronze, 77 x 59 cm x 173 cm (Sockelplatte)). Im Hintergrund links ist der "alte" Berlin Pavillon zu sehen, der 1957 von Hermann Fehling, Daniel Gogel und Peter Pfankuch gebaut wurde und der als "Eingangshalle", also Info-Punkt, für die Internationalen Bauausstellung Berlin, der Interbau 1957, diente. Später beherbergte der Bau eine Ausstellung zum Wiederaufbau des Berliner Hansaviertels. Heute ist da eine Burger-King-Filiale drin, in der mein Sohn mit drei Jahren schon mal einen Milchshake getrunken hat.
Im Jahr 1964 verschwand die Henri Laurens-Skulptur zum ersten Mal von ihrem angestammten Platz auf der Wiese. Warum, konnte sich meine Mutter erklären, als sie die Skulptur auf der dokumenta III wieder sah. Dazu schrieb sie die links zu sehende Postkarte an meinen Vater.
Zum zweiten Mal und jetzt endgültig verschwand die Laurens-Skulptur 1968: der Senator für Bau- und Wohnungswesen übergab sie als Leihgabe des Landes Berlin an die Staatlichen Museen zu Berlin für den Skulpturengarten der neuen Nationalgalerie, wo sie heute immer noch steht.
Mein Vater hatte ab 1963 gegenüber von dieser, hinter dem Berlin Pavillon liegenden, Wiese in der Joseph-Haydn-Straße ein möbliertes Zimmer gemietet. Er wohnte im rückwärtigen Souterrain hinter den Räumen von Ben Wagin, der damals noch seine "Galerie S" betrieb. Als Kleinfamilie wohnten wir dann ab 1965 zwei Straßen weiter in der Cuxhavener Str. 14 im Seitenflügel im 4. Stock. Seitenflügel und Hinterhaus wurde bald darauf abgerissen, das Vorderhaus sehr viel später luxuriös saniert.
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Juli 1964 | Foto: Postkarte
"Die Meister" Nr. 844: Henri Laurens (geb. 1885). Der Herbst. Gips 1948
Postkarte von meiner Mutter an meinen Vater: "[...] diese altbekannte Plastik traf ich auf der Documenta wieder und begriff, warum sie nicht mehr vor Deinem Haus steht."
Man beachte den Stempel zur "bundes HAUSFRAUEN ausstellung"!
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Februar 2012 | Brief: Eva Kater-Grunow
"Ich bin ganz platt, dass ich diese Karte noch hatte!" bezieht sich auf die oben zu sehene Postkarte mit der Abbildung von der Skulptur von Henri Laurens
Ansonsten wird beschrieben, wo und wie wir damals wohnten. |
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August 1965 | Foto: Friedrich Kater (oben) und Juni 1965 | Foto: Eva Kater-Grunow Blick vom Dachgeschoss Cuxhavener Str. 14 in Richtung neues Hansviertel mit dem Hochhaus von Müller-Rehm und Siegmann (oben) und Hannes Kater mit seinem Vater vor dem Haus Cuxhavener Str. 14 mit dem Glockenturm der 1957 im Rahmen der Interbau von Willy Kreuer neu erbauten Kirche St. Ansgar im Hintergrund (unten).
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1965 | Foto: Friedrich Kater
Das Haus Cuxhavener Str. 14, wo wir 1965 bis 1967 im Seitenflügel im 4. Stock wohnten. Seitenflügel und Hinterhaus wurden inzwischen abgerissen.
Um den von 1874 stammenden Bebauungsplan zu erfüllen, der im Hansaviertel nur zweigeschossige Wohnhäuser zuließ, aber trotzdem in der Cuxhavener Str. 14 für den Bauherrn Eduard Ziehme möglichst viel Wohnraum zu errichten, hat der Architekt E. Haseloff für das 1891 offiziell als zweigeschossig erbaute Wohnhaus ein grosszügiges Souterrain und einer Mansarde entworfen. Das im historistischen Stil erbaute Haus war eines von nur ca. 40 Gebäuden von ursprünglich 343 Gebäuden des Hansaviertels, das den Zweiten Weltkrieg halbwegs unzerstört überstand.* Heute stehen von diesen ca. 40 Gebäuden noch etwa 30; meine Eltern erzählten mir, dass man in den 60iger Jahren vorgehabt hatte, auch die Cuxhavener Str. 14 abzureißen.
Ab 1942 war das Haus ein "Judenhaus", in das aus ihren Wohnungen vertriebene Juden (euphemistisch wurde das als "Ausmietung" bezeichnet) zwangseingewiesen wurden.
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Schon nach den ersten zwei "Teppichangriffen" auf Berlin (Flächenbombardements) am 22. und 23. November 1943 standen nur noch 70 Häuser... und das Haus Cuxhavener Str. 14 war das einzige in der Straße, was nach dem Krieg noch stand. |
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1969 | Foto: Horst Rudolph
Blick in den Hof der Cuxhavener Str. 14 mit der später verschwundenen, höchstwahrscheinlich gestohlenen, Skulptur in der Mitte.
Ich stehe auf einer Mülltonne, neben mir meine Mutter.
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2012 | Foto: Hannes Kater
Das aufwendig sanierte Haus Cuxhavener Str. 14 im Frühjahr 2012. Die Botschaft der Republik Honduras ist im Erdgeschoss links untergebracht. Vor dem Balkon der Botschaft von Honduras der Belle Etage (eigentlich Erdgeschoss) steht seit 1889 die 9 Meter hohe windkinetische Skulptur "Stab und Scheibe 2" von Rolf Lieberknecht.
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2012 | Foto: Hannes Kater
Der inzwischen marode 68 Meter hohe Kirchturm der Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche hinter Bäumen am Faulen See. Das Foto wurde vom annähernd gleichen Standpunkt aus aufgenommen wie das Postkartenfoto (links etwas weiter unten) aus dem Jahr 1957) |
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1965 | Foto: Taufschein
Im Vorfeld der Internationalen Bauausstellung Berlin 1957 erfolgte die Planung für einen Neubau der im zweiten Weltkrieg zerstörten Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche. Die Grundsteinlegung des durchaus umstrittenen Bauwerks war am 15. August 1955, der Eröffnungsgottesdienst in Anwesenheit von Bundespräsident Prof. Theodor Heuß fand am 10.07.1957 statt.
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Der Stahlbetonbau des Berliner Architekten Ludwig Lemmer mit seinem 68 Meter hohen Turm wurde als Objekt Nr. 22 im Rahmen der Interbau 1957 präsentiert. 2004 wurde das Läuten der Glocken aus Sicherheitsgründen eingestellt, da der Kirchturm durch die Schwingungen der Glocken einsturzgefährdet ist.
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1957 | Foto: Postkarte (ohne Angabe des Fotografen)
Die neue Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche, davor der Faule See (Hansaviertel, Berliner Tiergarten) |
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1969 | Zeichnung: Hannes Kater, 4 Jahre alt
Auffällig ist das Fehlen der erwartbaren Giebelhäuser mit Dachschrägen. Statt dessen gibt es deutlich unterschiedlich hohe Häuser mit Flachdächern... |
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Zitat aus der Faltblattreihe "Erkennen und Erhalten" der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt:
"Der 68 Meter hohe Turm der Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche mit seiner im gotischen Sinn filigranen Konstruktion stellt eine der kühnsten realisierten Kirchturmplanungen der Baukunst in Deutschland nach 1945 dar. Auch heute, 50 Jahre nach seiner Entstehung und im neuen städtebaulichen Kontext zu Hauptbahnhof und Regierungsviertel, fasziniert die unvergleichliche Höhendominante. Das Bauwerk zeigt zeichenhaft die damalige Aufbruchstimmung für neue Wege in der Architektur [...].
Für den Turm der Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche ist eine Betonsanierung der Primärstruktur und Treppenanlage unaufschiebbar. Dem nun vorliegenden Sanierungskonzept gingen Betonuntersuchungen und Schwingungsmessungen voraus.
Ein Standsicherheitsnachweis für die filigrane Tragstruktur bestätigte deren Stabilität, jedoch nicht in Verbindung mit läutenden Glocken.
(Bauzeitliche Pläne zur Statik sind nicht überliefert.)"
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1948 | Foto: Flohmarkt (... wohl Landesbildstelle?)
Die im 2. Weltkrieg zerstörte Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche, davor ein kleiner Zipfel des Faulen Sees (links) |
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