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Erratische Blöcke, lichte Gefüge | |||||||||||
Rundgang durch die Ausstellung "Wucherungen und | ||||||||||||
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Wandnahmen"* |
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Textausschnitt über Hannes Kater und seine Raum- | ||||||||||||
zeichnung "Vom wahren Zeichnen im falschen"** |
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von Jens Asthoff |
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[...] Hannes Kater entwickelt seine überbordenden Wand- zeichnungen aus symbolischen, teils wissenschaftlichen Bildwelten heraus. Die schemaartigen Strukturen seiner Wer- ke wirken wie komplexe Kreislaufdarstellungen aus Biologie-, Physik- oder Chemielehrbüchern, stecken voller merkwürdi- ger Bildkürzel, die mal in Schwärmen auftreten, sich mal in eigenartigen Kombinationen verdichten und wie eine Bilder- schrift zur Lektüre einladen, dabei aber kaum je den ge- nauen Sinn auf Anhieb preiszugeben. |
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Doch man kann die rot beziehungsweise hellblau ausgeführ- ten Symbole nebst Streifen-, Pfeil- und Wellenformationen wirklich lesen, wenn man sie denn erst zu lesen weiß. Die wiederkehrenden Elemente in Katers Bildwelt stehen je- weils für einen klar umgrenzten, aber trotzdem offenen Be- deutungsraum; es sind quasi-alphabetisch fixierte Zeichen, die der Künstler „Darsteller“ nennt, da sie auf Papier wie auf der Wand stets im Ensemble auftreten, wie auf einer Bühne aus anderen Linien und Zeichen. Damit sind Katers fabulierende Entwürfe viel versponnener, verwickelter und opulenter, um als bloß formale Flächenstrukturierung durch- zugehen oder in der Kategorie der semantischen Abstraktion. |
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Sie sind vielmehr von Grund auf erzählerisch, ohne dabei allerdings auf eindeutige Storylines hinauszulaufen. Wer den Künstler einmal vor einem seiner Werke hat erklären und erzählen hören, weiß, dass er aus den zahllosen De- tails eine wahre Fülle der Bezüge destillieren kann die einem meist zwar unmittelbar einleuchtet, die man jedoch in ihrer teils absurden Komplexität dann kaum mehr wie- dergeben kann. |
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Die Elemente sind skurril und originell genug, um daraus einen wilden Kosmos zu kreieren: Da gibt es Darstel- ler wie Nr. 12, das Brothirn, der laut Kater für „archaisches oder instinktgeleitetes Denken“ steht. Oder Nummer 08, die so genannte Mundkette, mit der „Gerede, Klatsch, soziale Kontrolle“ visualisiert wird. Auch das Gedanken- loch, Darsteller Nr. 11, ist vielseitig verwendbar und kommt zum Einsatz, wenn es darum geht, „etwas ver- drängen oder vergessen zu wollen“; es steht aber auch „für (unbestimmt) negative Ahnungen“; wobei gilt: „Drehrichtung immer im Uhrzeigersinn!“. |
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Auch abstraktere Begriffe setzt Kater ins Bild, Form Nr. 26 etwa steht für Ideologie, für „Ausschnitt und beschränktes Weltbild“. Es ist faszinierend, wie kurios, aber auch treffend solche Symbolfindungen bei Kater immer wieder ausfallen: Etwa jenes Brötchen, Nr. 32, das der Künstler auch in Nord- horn oft verwendet hat und wie folgt beschreibt: „Steht für Erinnerungen an Gerüche, Essen oder taktile Erfahrun- gen aus der Kindheit, die aktuell Entscheidungen beeinflus- sen, etwa in Liebesdingen oder Konsumentscheidungen.“ Dabei zeigen sich auch Nuancierungen, denn es gibt „das normale“, aber auch „das bewusste Brötchen in drei Vari- anten mit unterschiedlichen Schattensetzungen im Be- wusstsein um die eigene Beeinflussbarkeit durch die qua Brötchen getroffenen Entscheidungen.“ Dabei gilt: „Je mehr Schatten, desto bewusster ist einem Protagonisten ein Brötchen“. Aus einem ebenso schlüssigen wie halt- losen Fundus entwickelt Hannes Kater ungemein komplexe und auch amüsante Zeichenketten ein Deutungsdschungel, durch den es viele Pfade gibt und der die Betrachter zu ganz eigenen Bilderverknüpfungen an- regen wird. [...] Jens Asthoff 2006 |
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