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15.04.2003 |
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"Fighting is finished in Iraq" |
... ist die Schlagzeile der New York Times von heute hier hinter dem, mit drei Aufklebern beklebten, Plastik der Klappe eines Zeitungs-Verkaufskastens an meiner Ecke (W-Broadway @ Spring Street). In meiner feinen Gegend (Soho) wird durch den erhöhten Verfolgungsdruck für Tags und Graffitis ein anderes Vorgehen notwendig als anderswo... bei dem wenigen, was hier im öffentlichen Raum zu finden ist, wird viel mit Schablonen (und dann auf dem Bürgersteig* (siehe gestern) gearbeitet oder eben geklebt. * Auf dem Bürgersteig mit Schablone zu sprühen ist einfacher (man kann die Schablone legen... muss sie also nicht befestigen) und sicherer, weil man sich wegducken kann. Und wenn man doch erwischt wird, gibt es in der Regel weniger Ärger als bei Wandarbeiten: mit Füßen getretener öffentlicher Raum ist dann doch was anderes als schmuckes Privateigentum... |
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14.04.2003 |
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Die Lage an der homefront fight LOCALLY! |
Selbst die wenigen (und kleinen) Anti-War Graffitis werden von Kriegs-befürwortern plattgemacht... Morgens lohnt es sich überhaupt nicht mehr den Fernseher anzuschalten: mit dem spannenden TV-Programm ist es erst mal bis zur nächsten Krise vorbei. Der jetzt wieder gesendete langweilige Mist wird nicht mehr von Kotznachrichten (meine interne Übersetzung von breaking news...) unterbrochen, sondern durch scheinbar noch mehr Werbung, in der zur Zeit erstaunlich viel sprechende Tiere auftreten: Katzen, Hunde, Kamele, Echsen... alles spricht. |
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13.04.2003 |
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Lieblingspfeile connect LOCALLY! |
Heute: Selbstgeschnitztes (ohne Nummer) Mein erster in NYC geschnitzter Pfeil! Das gute Stück liegt auf einer der Doppel- seiten der Village Voice, mit denen ich den grauen Boden meines Studios zum Teil abgedeckt habe. Styropor ist in New York teuer und eigentlich in nur einer Stärke (ca. 2 cm) und einer Qualität (schlecht) in absurd langen Platten (ca. 250 x 60 cm) zu bekommen. |
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12.04.2003 |
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Wölflische Mondgesichter Die meisten Köpfe in den Arbeiten von Wölfli sehen aus wie mondgesichtige Maskenträger mit unreifen Nasen und Mündern. Eigentlich immer sind diese Köpfe von etwas umgeben, was sie isoliert vom Rest der Zeichnung... (Zeichnung aus'm Gedächtnis) |
Gestern war ich im American Folk Art Museum, Freitags zwischen 6 und 8 pm ist's umsonst. Zu sehen gibts da Arbeiten vom Adolf Wölfli. Und die hatte ich noch nie im Original gesehen... Erstaunlich groß alles und mit ungespitzten Stift, stumpf und weich, gezeichnet. Fast lieblos und bestechend souverän die Linien... Kurvenlinien alle gestrichelt, also nie durchgezogen. Und wieder mal schön eingesetzte Schrift, oft bis zu drei Mal so groß wie durchschnittliche Schreibschrift, die ganz wunderbar als zweite Ebene funktioniert... auch grafisch. |
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11.04.2003 |
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Nächtlicher Abstieg aus dem ISCP |
Ebene I (ISCP, untere Etage) Mein Studio im 7. Stock der Nr. 323 in der 39th Street. Von dort nehme ich den klapprigen Fahrstuhl nach unten und gelange zu... Ebene II (Bürgersteig/Straße) Dort läuft man 400 Meter und kommt zum nächsten Subway-Eingang. Knapp jedes zweite Mal pinkelt dann da gerade jemand am Anfang der engen Treppe nach unten zu... Ebene III (Verteilerebene der Subway) Hier werden die Fahrgäste durch die National Garde mit deutlich präsentierten Maschinengewehren daran erinnert, dass die USA im Krieg sind. Ebene IV (Bahnsteig) Wartende Fahrgäste und ein paar Obdachlose auf den Bänken... Auf Ebene V (Gleise) bewegen sich nur noch Mäuse, Ratten und Züge. |
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10.04.2003 |
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Sonnenuntergang im Atelierfenster |
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09.04.2003 |
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Schneematsch Blick aus meinem Küchenfenster |
Wenn ich daheim von meinem Rechner aufblicke, sehe ich die blau, rot (na ja: doch eher rot-braun) und weiß also in meinen Farben bemalte Hausfassade des Lumber & Hardware Stores schräg gegenüber. Die Farben und das riesig abgebildete Werkzeug ergeben eine prima motivierende Aussicht die allerdings durch das Mistwetter Anfang der Woche etwas an Zauber verlor. Der Laden heißt Metropolitan (... eine Kette glaube ich) und bietet in mäßiger Auswahl überteuertes Zeug an. Mit dem, links neben dem Tor geparkten, kleinen Gabelstapler blockieren Mitarbeiter gerne mal die Straße. |
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08.04.2003 |
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Lärmquelle Müllstation |
Heute morgen wurde ich bei dem Versuch, die Quelle des dummen nächtlichen Lärms hier, die Station einer Müllfirma am westlichen Ende der Spring Street, von der des Nachts die elend lauten Müllautos ausschwärmen, zu dokumentieren, von einem Mann freundlich gestoppt. Er, der gerade an einem Auto seines Vaters bastelte (die Motorhaube ragt unten rechts ins Bild), wies mich darauf hin, dass ich das besser bleiben ließe; das Fotografieren. Es sei nämlich verboten, das links im Bild zu sehende Gebäude, das ein Teil des Belüftungssystems des Holland Tunnels ist und als solches ein potentielles Terrorziel darstellt, auszuspionieren... und es sei wirklich nicht ratsam, diesen Eindruck zu erwecken. |
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07.04.2003 |
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Blick in mein Badezimmer |
Blick in mein Badezimmer: 1 Handtuch, angeschafft aus Handtuchmangel und wegen der grünen Farbe... gekauft bei Macy's, wo wirklich noch hölzerne Rolltreppen zu finden sind. 2 kleiner Kaktus, Inventar 3 Buch auf Fensterbrett, der regelmäßigen Erbauung dienend und auf dem WC (befindet sich rechts von 2) sitzend noch gut zu erreichen. Trotz des amerikanisch klingenden Titels ("Wege zum Glück"), ist es doch mehr den europäischen Werten verpflichtet (Schopenhauer). |
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06.04.2003 |
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Post-Sozialismus Das für mich zuständige Postamt Canal St @ Church St |
Ein weiteres Beispiel für gutes Material für eines der beliebtesten Gesellschaftsspiele aller Fremden in der Stadt: sich gegenseitig überbieten mit Geschichten darüber, wo und wie sich der verblichene Sozialismus Moskauer Art und der wilde Kapitalismus New Yorker Ausprägung zum Verwechseln ähnlich sind. Möglich wurde diese Entdeckung durch ein "memorandom" was für sich auch schon wieder ein prima Beispiel für das oben vorgestelltes Spiel abgibt "to all residents of 172 Spring Street" mit dem "Subject: New mailboxes" mit folgendem Text: "This notice is to inform everyone that tomorrow we will be installing new mailboxes. There will be no mail delivery until the Postal Service inspects the installation, which I anticipate to happen before the end of this week. In the meantime all residents will need to go the local post office and pick-up all of their mail." Das links zu sehene Relief eines "native american" findet sich im Eingangsbereich des Postgebäudes, in dessen inzwischen ärmlich wirkender riesiger Halle, die meisten Schalter schon lange nicht mehr aufgemacht werden. |
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05.04.2003 |
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Endlich ein Scanner Spülkastenpfropfen-Kopf (SkpK) (Kleine Anleitung zum Umgang mit SkpK) |
Die erste gescannte kleine Zeichnung fürs weblog und... ... die erste Ausstellungseröffnung, zu der ich hier in NY gegangen bin. Die Verhältnisse normalisieren sich also langsam immer mehr. Allerdings war es nicht wirklich eine Ausstellungseröffnung, sondern es handelte sich um die open studios (... langsam) des Hunter College im MFA Building, nur ein paar Blocks entfernt vom ISCP. Und so wie die Fernsehshows american idol und Deutschland sucht den Superstar sich strukturell gleichen, so findet sich auch im Hunter College alles, was man so erwarten kann an Kunstproduktion und Personal und was sich so überall auch in Europa finden lässt. Schließlich handelt es sich auch hier um ein gecastetes Personal (Mappe, Aufnahmeprüfung), was in vorgegebenen Strukturen seinen Erfolg zu organisieren versucht. |
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04.04.2003 |
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Aussicht aus dem Badezimmerfenster |
Gestern Abend auf dem Weg vom Studio nach Hause hatte der in der Subway neben mir sitzende Schwarze eine War Special Ausgabe der Daily News dabei. Er war so müde, dass er ständig einnickte und dann, wieder aufwachend, sich die Augen rieb und weiterblätterte, um gleich wieder kurz einzuschlafen. So konnte ich gut mitlesen: Day 15 [... vom Irak-Krieg]. The beginning of the End. So geht also zumindest offiziell wohl bald ein Krieg zuende, der zumindest offiziell hauptsächlich deshalb geführt wurde, weil in der Aussicht aus dem Badezimmerfenster des Apartments 10 in der Spring Street 172 etwas fehlt: das World Trade Center ist seit dem 9/11 nicht mehr zu sehen. Auch sonst hat das Badezimmer neben dem Spülkasten* des Klos (siehe Eintrag von gestern) noch einige Besonderheiten: zum Beispiel ist der Raum vor dem Waschbecken so eng, dass man sich sehr, sehr breitschultrig fühlt links die Duschkabine, rechts eine Wand wird einem sehr klar, wo die Welt aufhört und man selber anfängt. Besonders morgens eine durchaus hilfreiche Erfahrung... * Das Wort Spülkasten wird von meiner Rechtschreibprüfung, die ich mich bemühe öfter mal zu benutzen, nicht akzeptiert. Der Vorschlag der Software ist: spukhaften. |
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03.04.2003 |
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High Tech Offener Spülkasten |
Bei jedem dritten oder vierten Mal verklemmt sich was im Spülkasten des Klos in meinem Apartment und das Wasser hört nicht auf zu strömen, bis man den schweren Porzellandeckel des Spülkastens abhebt und den kleinen Schwimmer (1) befreit, damit der Stopfen (2) wieder den Abfluss verschließen kann. Wann und wo ich mein Spülkasten-Wissen im Laufe der Jahre erworben habe, ist mir nicht mehr erinnerlich... aber als ich das nicht enden wollende Rauschen der Spülung hier das erste Mal hörte, schritt ich ganz selbstverständlich zur Tat. |
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02.04.2003 |
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Fernsehzahlen von gestern* |
Cool und irrwitzig so würde die Zahl der getöteten Soldaten der eigenen Armee im deutschen Fernsehen wohl nicht angezeigt werden. (Über andere Opfer wird nichts vermeldet). Dazu die Lageeinschätzung der russischen Fernaufklärung vom 31. März: Auf Grund von Erkenntnissen, die aus Kommunikationen von US-Militärhospitälern und anderen Quellen gewonnen wurden, belief sich die Zahl der Verluste am Montag, den 31. März, auf mindestens 100 gefallene US-Soldaten. Weitere 22 Amerikaner wurden vermisst; etwa 480 Mann wurden verwundet. Und am Freitag soll es halbwegs sonnig werden... |
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01.04.2003 |
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Arbeitskleidung Mein kleiner Heilsarmeeladen |
Zum heutigen offiziellen Beginn meines Terms habe ich mir gestern im lokalen Salvation Army Thrift Shop meine zukünftige Arbeitshose gekauft: eine schöne schwarze Calvin Klein Jeans für nur 6.99$ fast zu Schade, um mit Farbe bekleckert zu werden. Vielleicht muss ich dort noch eine, die wirkliche, Arbeitshose kaufen... überhaupt könnte der Laden zu einem meiner Lieblingsgeschäfte avancieren. |
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