Projekt Nr. 35
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Material:
- Texte und Presseberichte
- Aufbaubericht im weblog
- Einladungskarte
- Ansichten von der Raumzeichnung
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Link:
Galerie Kramer
Vor dem Steintor 46
28203 Bremen
www.galeriekramer.de
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Am Gängelband der Affekte
Raumzeichnung mit 20 Tagen Produktionszeit
Texte die bisher zur Ausstellung geschrieben wurden:

1. Elke Kramer
: "Zeichen - Sprache" (für: punkt. Kunst im Nordwesten, Frühjahr 2005)
2. Thomas Kuzaj: "Der Künstler und die Pfeile" (für: Kreiszeitung, 25.05.2005)
3. Rainer B. Schossig: "Neuronales Geflecht mit Filzstift auf Styropor" (für: Weser Kurier, 01.06.2005)


Mehr Texte zu und über Hannes Kater im Allgemeinen finden sich hier.




Hannes Kater – "Zeichen - Sprache"
von Elke Kramer

Weitgehend unbemerkt vom Kunstmarkt hat Hannes Kater eine Bildsprache entwickelt, die auf einem Zeichensystem basiert, dass er der schnellen und komplexen Kommunikation entlehnt hat: den Piktogrammen, den schematischen Darstellungen chemischer und physikalischer Reaktionen und den Graffitis.
Seine „Darsteller" [mehr
hier
], auf Grundformen re-
duzierte Zeichen mit genau festgelegten Bedeutungen, treten in Beziehung zu an-
deren Zeichen und vernetzen sich zu einem komplexes Gefüge, das Kater am liebsten auf Wänden und in den Raum hinein entfaltet. Gesichter, Herzformen, Croissant - ähnliche Schnecken, quadratische Rahmen und anderes werden mit Linien, Wellen oder an-
deren Zeichen verbunden, überlagert, perforiert oder auch mittels Styropor in die
3. Dimension des Raumes verlegt. Von hier aus treten sie in einem sich windenden und verknäulenden, nach allen Seiten ausufernden Strom ihren Weg über die Wand an, um eine Ge-
schichte zu erzählen, eigene Reflexionen oder Gedan-
kenflüsse mitzuteilen.

Detail einer Wandarbeit im Studio in NYC, 2004
Die Handlung oder der Gedankenfluss folgt dabei keinem zeitlichen Ablauf von Anfang und Ende, sondern präsentiert sich dem Betrachter als Ganzes, an dessen Entschlüsselung er sich nach und nach mit Hilfe einer Art Lexikon machen kann. Die Zeichen offenbaren dabei ihre Nähe zur gesprochenen Sprache. Ihr komplexes Gefüge von Zeichenhaftigkeit, Bedeutung und Position innerhalb der Zeichen nimmt es mit der Komplexität der Semantik einer Sprache auf und macht gerade diese bewusst.

Am Gängelband der Affekte" lautet der Arbeitstitel einer Wand- und Rauminstallation, die Kater erstmalig im Rahmen einer Galerieausstellung anfertigt, nach dem er bisher eher in den Räumen verschiedener Kunstvereine (u.a. auch in der Städtischen Galerie Delmenhorst – Abbildungen hier) seine zeitlich begrenzten Spuren hinterlassen hat. Die Galerie zeigt außerdem Drucke von vorherigen Arbeiten Katers und bietet Interessierten die Möglichkeit, sich eigene Texte vom Künstler in ein Bild umwandeln zu lassen.

Elke Kramer
(für: punkt. Kunst im Nordwesten, Frühjahr 2005)





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Der Künstler und die Pfeile
Von Thomas Kuzaj

• Ausstellung: "Am Gängelband der Affekte" – diesen schönen Titel trägt eine Wand- und Rauminstallation des Berliner Zeichners
Hannes Kater. Sie entstand innerhalb von 20 Tagen. Zu sehen ist sie jetzt in den Räumen der Galerie Kramer (Vor dem Steintor 46). Zudem gibt es eine Reihe von Drucken.
Alle Arbeiten folgen einer Grundidee. "In Katers Zeichnungen tauchen immer wieder die gleichen Zeichen auf, die jeweils für einen Bedeutungsraum stehen. Kater nennt diese Zeichen 'Darsteller'", heißt es auf der Internetseite des Künstlers, der 1965 in Berlin (wie er selbst erwähnt: West) geboren wurde.

"Weitgehend unbemerkt vom Kunstmarkt hat Hannes Kater eine Bildsprache entwickelt, die auf einem Zeichensystem basiert, das er der schnellen und komplexen Situation entlehnt hat: den Piktogrammen, den schematischen Darstellungen chemischer und physikalischer Reaktionen und den Graffiti", heißt es bei der Galerie.

Und weiter: "Seine 'Darsteller', das sind auf Grundformen reduzierte Zeichen mit
genau festgelegten Bedeutungen, treten
Hannes Kater zeichnet in Bremen, 2005
in Beziehung zu anderen Zeichen und vernetzen sich zu einem komplexen Gefüge, das Kater am liebsten auf Wänden und in den Raum hinein entfaltet. Gesichter, Herzformen, Croissant-ähnliche Schnecken, quadratische Rahmen und anderes werden mit Linien, Wellen oder anderen Zeichen verbunden, überlagert, perforiert oder auch mittels Styropor in die dritte Dimension des Raumes verlegt.

Die Beschäftigung mit Piktogrammen und Pfeilen führt dazu, dass Hannes Kater sich über die eigene Arbeit hinaus mit diesen Symbolen befasst – so offenkundig auch beim Gang durch Bremen. Auf seiner Internetseite kommentiert er allerlei Pfeil-Darstellungen, die er auf Bremens Straßen entdeckte – zum Beispiel jene auf den dunklen Orientierungs- und Hinweis-Stelen im Bereich der Altstadt.

Sie sind in den Augen des Künstlers "so richtig schön hässlich" und "von Designern böse zugerichtet". Denn: "Die nicht angebundene Pfeilspitze, die auch etwa drei mal so strichbreit ausgefallen ist wie der zu schmächtig geratene Pfeilkörper", solle bestimmt bremisch liberal wirken, sei aber doch nur "designdoof"... Katers Bremer Ausstellung dauert bis zum 3. Juli.

F
ür: Kreiszeitung, 25.05.2005




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Neuronales Geflecht mit Filsstift und Styropor
"Am Gängelband der Affekte": Hannes Katers Zeichnungen in der Galerie Kramer
Von Rainer B. Schossig – Weser Kurier, 01.06.2005

Bremen. Die Welt ist ein kommunikatives Netzwerk, unser Bild von ihr ein neuronales
Geflecht, unser Denken ein Turnen auf den Strickleitern der Ganglien. So die Botschaft der Raum- und Zeit-Zeichnungen des jungen Berliners Hannes Kater (Preisträger des Kunstvereins Hannover 1999), den jetzt die Bremer Galerie Kramer präsentiert.

Foto: Koch
Fotografierte Abb. zum Artikel im Weser Kurier – Fotovorlage: Koch
Katers klare Linien, ausschließlich in Blau und Rot, wuchern über Wände, Decke und darüber hinaus in den Raum; ähnlich dem Denkstrom verschlingen sie sich zu heiteren Geflechten, provisorisch beschwingten Seilschaften aus "armen" Materialien: Filzmarker auf Wandfarbe und Styropor, dazu Tesakrepp und Schaschlikspieße. Alles spielt mit- und gegeneinander, umgarnt und verhakt sich, bildet Schlaufen, Zöpfe und Wurm-
fortsätze, die aufs neue einander umarmen, penetrieren. "Am Gängelband der Affekte" – so der Titel der umfangreichen Bremer Raumzeichnung, die am Fenster der Galerie beginnt, wo ja schon seit den Futuristen der Lärm der Strasse ins Zimmer dringt.

Doch Kater ist Konzeptualist: wie um die Fruchtknoten exotischer Blüten herum organisiert er seine organoiden und zugleich zerebralen Zeichnungen. Was wie Seeane-
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monen, Wimper- und pantoffeltierchen, synthetische Spermatozoen und exotische Darmzotten aussieht, folgt seiner ureigenen ästhetischen Peristaltik: Herz und Gehirn, Leib und Glieder sind im Fluss, unterwegs zum idealen Menschen, wie ihn einst Leonardo in seinem Bannkreis zeichnete: vier Extremitäten und ein Kopf, also Klee mit fünf Blättern. Hannes Katers unglückliche Wesen allerdings bringen es gerade mal zu drei- oder vierblättrigen Kleeblättern, immer eingebunden in ein System von Entwicklungslinien und Problemfeldern.

So entstehen hintersinnige Schaubilder, deren Repertoire auf die alchemistischen Prozesse des Strebens und Vergegenwärtigens, des Erinnerns und Vergessens verweist, in abstrakt heiteren Statistiken und Diagrammen. In solch ambivalenten Gleichgewicht werde Begriffe wie "Alltag" oder "Ich-AG.", "Sexualität" oder "Umwelteinflüsse" als komplexe Strukturen inszeniert, intelligent verwobene Strömungsverläufe und Synergieprozesse, wo unter der Hand Indices und Fragmente zu Bedeutungsträgern verklumpen oder Gedankenlöcher bilden.

Die Galerie Kramer ist der erste kommerzielle Ort, der den Mut hat, eine Raumzeichnung Katers zu präsentieren. Das "Gängelband der Affekte" ist zwar unverkäuflich, doch Sammler und Freunde dieser flexiblen Kunst können bei Kramer auf eine schöne Reihe erstaunlich preiswerter "Tages-Zeichnungen" des Künstlers zurückgreifen.

Für: Weser Kurier, 01.06.2005
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