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Die Welt als Schaubild unendlicher Bezüge Hannes Kater von Rainer Berthold Schossig Mit Anmerkungen ([] & *) von Hannes Kater |
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Wäre die Welt ein Netzwerk und unser Bild von ihr ein neuronales Ge- flecht, dann wäre Denken eine Art Turnen auf den Strickleitern der Synapsen. Genau so wirken die Zeichnungen von Hannes Kater (*1965 |
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in Berlin). Konzipiert für Wände* und darüber hinauswachsend, wuchern Katers Linien; wie dem Denkstrom des Bewussten (oder des Unterbe- wussten?) entsprungen, verschlingen sie sich in heiter pastellfarbenen** Geflechten. Zeichen und Embleme werden zu beschwingten Seilschaften, prozessieren gegen- und miteinander, umgarnen und verhaken, ver- schleifen und verknoten sich flüchtig, um sich sogleich wieder zu verzwei- gen, aufzufasern, Schlaufen, Zöpfe und Wurmfortsätze zu bilden, die sich aufs Neue umarmen, kopulieren, penetrieren.*** |
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Seit Kommunikation sich aus der Textualität der Gutenberg-Galaxis emanzipiert und in die Welt der Netze hineinkatapultiert hat, genießen wir global die Weit- bzw. Engmaschigkeit der Netze, ihre Durchlässigkeit und Flexibilität. Das wichtigste am Netz aber bleibt der Knoten. Hier konzen- triert, kristallisiert sich das Ephemere, hier laufen Informationen zusam- men. Am Knoten kann man sich andocken, er bedeutet "Access". Wie um die Fruchtknoten exotischer Blüten herum organisiert Hannes Kater seine Zeichnungen; da flattern fantastische Falter, die durchaus die Nahrung ihrer linearen Eloquenz saugen. Hier können auch betrachtet man den Kater'schen Kosmos als flüssiges Medium Cyber-Plankton, synthetische Seeanemonen, Wimpern- und Pantoffeltierchen siedeln. Aus medizinisch-endokrinologischer Sicht sind hier Wirk- und Botenstoffe unterwegs, synthetische Spermatozoen und exotische Darmzotten folgen den verborgenen Gesetzen einer geheimnisvollen Peristaltik. |
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Hannes Kater überlagert nicht nur Zeichnung und Projektion, reelle* und virtuelle Lineaturen, Flächen von Schriftzügen** und Skripturalem er greift auch installierend ins Räumliche. Da werden Linien zu Lianen, wuchern geil wie Knöterich und Ackerwinde durch den White Cube. |
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Doch die zeichnerische Welt Katers erschöpft sich nicht im Haschen nach heiteren Assoziationen. Er ist ein hintersinniger Schaubildner, dessen Zeichenrepertoire auf anderes verweist, Analogien bildet zur Flut der Clipboards, Statistiken und Diagramme, mit denen heutzutage Absol- venten von Management-Schulungskurse[n] eingedeckt werden. Hannes Kater inszeniert Begriffe wie "Alltag" und "Individuum", "Gruppe" oder "Sex", "Pause machen" oder "Betriebsschlauer" als komplexe Strukturen, als intelligente Verwobenheit unterschiedlicher Stränge, Strömungsver- läufe und Synergieprozesse, wo unter der Hand Indices und Symbolfrag- mente [v]erklumpen und so zu neuen Bedeutungs- und Hoffnungsträ- gern geadelt werden: "Lieblingspfeile"*** oder "Herzklette", und ab und zu auch ein "Gedankenloch". Zeichnen in Zeiten von Powerpoint und Infratest. Aus: "Zeichnung vernetzt Drawing links". Ausstellungskatalog [Info zum Katalog hier] zu der gleichnamigen Ausstellung in der Städtische Galerie Delmenhorst, 2004 |
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