Zeichnungsgenerator
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1.4.6 (21/11)
Ich zeichne gerne.
Und wenn ich zeichne, produziere ich Linien, Striche und
Zeichen.

Ich zeichne spielerisch und forschend, zergliedernd und ordnend.
Mal zeichne ich aufmerksam und gesammelt, mal unfokussiert und
abgelenkt.

Es gib das Rumkritzeln und Daddeln, das automatische Zeichnen,
aber auch das mehr oder weniger wiedererkennbare Abbilden von
dem, was ich sehe oder erinnere – dazu das Provozieren von Zu-
fällen, das Untersuchen von Linienqualitäten, Experimente mit
Textfragmenten, usw.

Und je mehr ich zeichnete, desto mehr wünschte ich mir bessere
Optionen um Erinnerungen, Denkverläufe und Assoziationen, die
mich während des Zeichnens, bewusst oder, auch sehr interessant,
unbewusst, beschäftigten, genauer und – zumindest für mich –
decodierbar in die entstehende Zeichnung einschreiben, also
aufzeichnen und so festhalten, zu können.

"Ideographie" – also Schrift, die nicht aus abstrakten Zeichen
wie a, b, c , sondern aus stilisierten Bildern besteht, war für mich
keine Lösung, weil für die Anordnung, also Reihung, dieser diskreten
Zeichen
fast sämtliche Bildqualitäten aufgegeben werden müssen.

Mein einfacher Ansatz:
Für die Anordnung und Integration solcher zusätzlichen Zeichen
können nur die Gesetze des Bildes – und eben nicht die der
Schrift – gelten.

Mit diesem Konzept im Hinterkopf zeichnete ich weiter und be-
obachtete was geschah. Zunehmend tauchten jetzt einige Zeichen
immer wieder, gleich oder zumindest wiedererkennbar ähnlich, in
meinen Arbeiten auf, die ich dann zeichnend, erst versuchsweise –
und dann zunehmend selbstverständlicher – , mit Bedeutungen,
bzw. mit Bedeutungsfeldern belegte: diese Zeichen standen
jetzt für etwas.

Manche dieser Zeichenfindungen drängten sich mir während der
Arbeit geradezu auf, andere entwickelten und veränderten sich
organisch beim Zeichnen. Und wenn ich mal für ein Begriffsfeld
sofort ein Zeichen brauchte und noch keines hatte, legte ich
sein Aussehen kurzerhand selbst fest. Dies waren dann aber
oft die Zeichen, die sich nicht bewährten und nicht in Gebrauch
geblieben sind.

Aber die Zeichen, die sich bewährten, nannte ich
Darsteller.

Zeichnend setze ich diese Darsteller-Zeichen in Relation mit
anderen Darstellern in einer von den anderen Elementen der
Zeichnung gegebenen Bühne, sie interagieren miteinander und
verweisen auf sich und über sich hinaus.


Zweite Ebene

Die Darsteller sind also von vornherein nicht als Bilderschrift-
Zeichen, sondern als zweite Ebene, als Ergänzung zu den
normalen Möglichkeiten der Zeichnung, konzipiert worden.

Man kann die Darsteller sehr differenziert einsetzen: durch die
gewählte Zeichengröße (Bedeutungsgröße), durch die verwendeten
Farben (Bedeutungsfarbe) und durch die – nicht nur lineare –
Verknüpfungen mit anderen Darstellern und Elementen der
restlichen Zeichnung.

Wobei darauf hingewiesen werden muss, dass es sich bei dieser
Form des Zeichnens nicht um eine Form des Schreibens einer
stummen Sprache, sondern um eine Notation handelt, deren
Elemente
NICHT LINEAR und in einer festgelegten Reihenfolge,
gelesen, also interpretiert, werden können.

Es gelten in erster Linie die bekannten Regeln aus der Betrachtung
von Bildern. Ziel ist es, mehr Informationen als bisher in einer
Zeichnung notieren zu können. Ich nenne die Ergebnisse deshalb
auch
Notationszeichnungen.

Über die Jahre wuchs die Zahl der Darsteller und somit – hoffentlich
auch – das Potential, etwas in den, unter diesen Vorgaben entstehenden,
Zeichnungen festzuhalten.

Grundlage für diese Entwicklung ist ein häufiges und regelmäßiges
Zeichnen – daher der Begriff
Zeichnungsgenerator – und eine Form
der
Evaluation. Dabei helfen mir auch die Auftragszeichnungen.


Auftragszeichnungen

Als Zeichnungsgenerator biete ich an, jedem eine persönliche
Notationszeichnung nach seiner textlichen Vorgabe anzufertigen und
dann als Bilddatei zuzuschicken.
Für umsonst!

Eine textliche Vorgabe wird von Kater so in seine Bildsprache in eine
Notationszeichnung übertragen, dass der Auftraggeber, in Kenntnis sei-
nes Auftragstextes und mit Hilfe des Darstellerlexikons, in dem alle
Zeichen von Kater vorgestellt und erklärt werden, seine ihm als Datei
zugesandte Zeichnung deuten kann.

Wie bei jedem guten Übersetzer
wächst das Vokabular langsam –
durch Lernprozesse im realen Einsatz – an. Jeder neue ernsthafte
Umsetzungsauftrag ist deshalb willkommen.


Mit dem Werben um persönliche Zeichnungsaufträge wird exempla-
risch
ein Modell für künstlerisches und soziales Handeln in die
Tat umgesetzt:

- ein Künstler findet Auftraggeber, schafft für diese persönliche Ar-
  beiten und macht seine Bildsprache transparent und für alle nach-
  vollziehbar
- ein Künstler (er-)findet seine Rolle
- ein Künstler schafft eine größere Verbindlichkeit für seine Zeichen



Kater interessiert ein künstlerisches Handeln, bei dem die Trennung
von Autor und Rezipient thematisiert, aber nicht aufgehoben wird.
Indem er als Künstler ein Modell, ein Verfahren anbietet, das vom
Rezipienten zwar nicht unbedingt selbst umgesetzt, aber doch sehr
weit nachvollzogen werden kann, möchte er die Trennungsgrenze in
Richtung Rezipient verschieben – ohne diese Grenze zu leugnen –
und so den Rezipienten mehr einbeziehen und ihm ein deutliches
Kommunikationsangebot machen.



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