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Eine vertane Chance? |
Bjørn: Das war eben schade... also das meine ich mit dem Timing Hannes: Aber die Kraft hätte, glaube ich, eh nicht gereicht. Ich weiß es nicht, keine Ahnung. Bjørn: Ja. Hast du das Gefühl, dass es so ein bißchen eine vertane Chance war? Vielleicht sowas... Hannes: In total nee. Bjørn: Ja, aber sowas vielleicht mal anzudenken. Hannes: Das schon. Aber als ?vertane Chance" das wäre hochmütig, nee. Nee, ich wäre nur gerne sozusagen bewusster gewesen, ich habe das Gefühl, ich bin da sehr reingetaumelt. Also einfach aus einer Startsituation heraus: ich hatte so eine Grundenttäuschung, das hatte eigentlich sehr viel mit dem Katalog zu tun. Ich hatte irgendwie eine bestimmte Idee, ich wollte eigentlich mehr ein Buch machen, und das klappte und klappte und klappte nicht, was ich da vorhatte. Und ich habe mich da extrem festgebissen und habe die konkrete Vorbereitung der Ausstellung immer weiter aufgeschoben. Also ich kam aus NY zurück, war irgendwie erst beleidigt, und dann habe ich, glaube ich, ein Monat an diesem Buch gearbeitet, eigentlich nur Text gemacht, Textsachen gearbeitet. Und das klappte alles nicht. Und ich erreichte keinen Punkt, wo es dann irgendwie von alleine geht. Und ich war total festgebissen, habe gesagt: solange das nicht geht, mache ich die Ausstellung nicht, bereite die nicht vor. Und letztendlich war das Kummer... ich hatte das Kummer erzählt, dass ich mich so festgebissen hätte, und Kummer meinte nur: okay, vergiß den Katalog! Sei vernünftig, mach`die Ausstellung. Und da hat er so eine Papa-Funktion, da glaube ich ihm das auch. (Lachen). Und dann habe ich mit der Ausstellung angefangen. Ich bin sozusagen mit einer hochgradigen Frustration dieses gescheiterten und Katalog: auch im Nachklapp hat er ja auch wieder nicht funktioniert, aber... und bin sozusagen so reingetaumelt. Und das war halt ein bißchen schade. Aber als "vertane Chance"? Weiß ich nicht, vielleicht geht das auch nur taumelnd. Bjørn: Ja, aber es ist halt die Frage, wie viel man taumelt. Manchmal macht man ja Unternehmungen, wo man nicht weiß, wo sie hingehen |
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Glücklich... |
Hannes: Aber das ist eine Kräfte-Frage. Du kannst einen Raum machen und weißt nicht, wo es hingeht, und du kannst vier Räume machen. Und dann kannst du noch mit jemandem zusammen acht Räume machen. Also es kostet ja auch Energie, diese offene Situation auszuhalten. Und beim Kunstverein fand ich es relativ anstrengend, und halt auch extrem spannend. Und letztendlich doch noch erstaunlich produktiv. Also es hätte viel starrer sein können, ich finde, wir haben noch gut reagiert, wir konnten noch reagieren. Bjørn: Das finde ich aber: Hallo! Klar, natürlich. Das war eben so, dass ich da dann doch sehr glücklich am Ende mit war. Hannes: Das war schön, ja. Bjørn: Nicht mit dem... also ich bin unglücklich damit, dass ich nicht mehr Zeit hatte, mich mit der gesamten Ausstellung auseinanderzusetzen, aber ich bin am Ende glücklich gewesen also ich meine, da tut man halt irgendwas rein, das war für mich alles auch undenkbar vorher. Ich habe manchmal das Gefühl, als ob man irgendwie mit einem sehr schnellen Düsenjet durch die Nacht fliegt und irgendwie nur aus Intuition navigiert. Also deine gesamte Navigation hat nichts mit irgendwelchen Radarsystemen zu tun, sondern das geht alles aus dem Bauch heraus. Hannes: Ja aber könnte es nicht sein, also eine Frage ist doch, ob es nicht bestimmte Charaktere gibt, die sozusagen nur so an ihre Intuition rankommen, indem sie so eine Situation kreieren? Bjørn: Ich glaube schon. Also ich glaube schon, dass ich dazugehöre. (einvernehmliches Lachen) Hannes: Hast du das Gefühl, du hast dir da eine Basis geschaffen jetzt mit dieser Arbeit in Hannover, wo es sozusagen weitergeht, oder ist das eher ein Klotz und ein Fragezeichen? Bjørn: Ja, es ist ein Klotz, aber der Klotz ist ein Sockel. (Lachen) |
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Beaudrillard widerruft... |
Bjørn: Also ich hätte ja für die Ausstellung irgendwas machen können, was ich auch immer mache um noch mal zu diesem Wiederholungsding zu kommen. Es ist ja auch die Frage immer mit der eigenen Arbeit: wo geht man weiter. Die Gratwanderung zwischen Wiederholung und Innovation zu gehen. Ich meine, es muss in der Kunst, in dem eigenen Schaffen, für den Künstler muss es diesen Innovationsfaktor geben. Hannes: Ja, sonst ist Weltuntergang. (lacht) Bjørn: Ja, genau! Das ist das. Deswegen finde ich das eben auch sehr interessant! Weil das ist, also mit Schlüssigkeit, Abschluss... Hannes: Dann ist vorbei. Bjørn: Ja. Jetzt kann nichts mehr Neues kommen" Beaudrillard hat das ja noch geschrieben, in den 80ern, Ende der 80er, es kann... Hannes: Das ist superfrech! Bjørn: Es ist frech, ja. Und dann ist die Mauer gefallen und dann hat er das widerrufen! (lacht) Hannes: Wie, der hat wirklich widerrufen? Ernsthaft? Bjørn: Ja, dass doch noch was neues kommt, also historisch gesehen. Ich meine, er denkt... Hannes: Jaja, ich meine, Ende der Geschichte und trallala. Bjørn: Und wir leben in einer post-historischen Zeit"... Hannes: Jaja, ich meine, das war eh alles Scheiße wie, der hat wirklich widerrufen? Bjørn: Mhm. Hannes: Das habe ich gar nicht mitbekommen. Bjørn: Irgendwo in einem Essay ich habe es irgendwo gelesen, also kurz danach. Hannes (lacht wieder): Finde ich ja... fast schon charmant. Ich meine, er hätte ja auch behaupten können, das sei auch jetzt nur eine Variante und das würde gar nicht sehr... Bjørn: Es passiert doch noch was, also das gibt einfach noch mal eine komplett neue Konstellation... |
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Inden Raum gehen... |
Bjørn: Letztendlich ist das so, dass... das ist eben auch das andere: wenn man ausstellt, wenn man eine Arbeit macht, die erst mal was komplett Neues ist, die auf den Raum bezogen ist, die auch für mich ein Riesenexperiment war. Andere Sachen, ich meine, wenn ich ein Video mache und ich stelle einen Monitor in den Ausstellungsraum oder das wird projiziert im Kinoraum da gibt es immer feste, einigermaßen feste, Konstanten. Oder auch mit so einer Arbeit wie "Silvercity". (Kaut und schmatzt und nuschelt) Ja, aber mit dem Moment, wo ich das angefangen habe, überhaupt in den Raum zu gehen, entsteht ja was, sich überhaupt auf die Räume auch einzulassen, damit zu arbeiten. Aber trotzdem: "Silvercity" ist auch schon eine ziemlich feste Konstante, also weil es in der Überlegung, wie es projiziert wird, letzten Endes klipp und klar war. Und das war ja eben da nicht. Also das große Experiment, den Raum zu haben und ich meine, die Arbeit ist ja auch nur für den Raum entstanden, sie kann nicht mehr wiederholt werden so. Es sei denn, man findet noch mal ein Ausstellungshaus, das exakt... Hannes: Das Prinzip kann man... Bjørn: Das Prinzip kann man wiederholen, ja. Es gibt natürlich jetzt auch eine Anfrage, das noch mal zu machen. Aber erstens kann ich das ja auch nicht machen, wenn ich den Raum erst mal nicht kenne, also ich kann weder ja noch nein sagen, ob das überhaupt geht. Was man mit der Rampe macht z.B., all solche Dinge. Ich meine, man kann natürlich auch in Wiederholungen etwas entdecken, etwas rausfinden nur, das hatte ich schon mit "Silvercity". Also je häufiger man eine Arbeit präsentiert, desto besser weiß man... Hannes: ... wie sie funktioniert. Bjørn: ... wie sie funktioniert, ja. Und das Andere, z.B. mit dem großen Raum, das ist natürlich viel schöner das habe ich vorhin noch vergessen, anzumerken sehr viel schöner, das im großen Raum zu machen. Nur, erfahrungsgemäß, wenn ich diese sehr großen Räume hatte, ist die Akustik oft so beschissen, dass man nichts mehr mitkriegt davon, was (???), und das ist so sehr ein großer Teil der Arbeit. Es ist nicht nur das Visuelle, sondern der Ton spielt eine sehr große Rolle. Und das war mit (..?) auch eine sehr wichtige Entscheidung, das in diesem Raum zu machen, weil der akustisch einfach, durch diese abgehängte Decke und so... Die hatten mir ja angeboten, einen großen, ganz großen ( ?), wenn du da durchgehst nach hinten, durch diese Flucht, also komplett das Ding zu bespielen. Hannes: Mit einer Tür dann davor? Bjørn: Könnte man ja auch irgendwas zumachen oder so. Hannes: Ich meine, wäre ja sonst zu hell. Bjørn: Stimmt, ja. Also hätten sie... Hannes: Also ich weiß nicht, das waren, glaube ich, sogar Oberlichträume. Diese Flucht sind, glaube ich, Oberlichträume, die haben ja keine Fenster. Das ist rein dieses: nur Wände und Oberlicht, glaube ich. Bjørn: Man hätte das natürlich, klar, schon vorher daran gedacht haben können. Nee, aber dann hätte man da auch mit dem Ton... |
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