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Ton-Raum |
Bjørn: Ich habe neulich den Doug Aitken in den Kunst-Werken [KW Institue for Contemporay Art] gesehen, und da hatte er die Arbeit wie hieß das? "I`m in you", oder sowas... und der hatte da eine riesige Box in den Raum gebaut, eine Kiste, beinahe so groß wie der ganze Raum. Und das ist nur akustisch... also d.h. wirklich, wenn du da in diese Kiste reingehst, dass du da im geschlossenen Raum bist, das waren so diese ganz dicken, diese Steinwolle (..?), und das ist... ich meine, man muss da in Zukunft, also ich bin auch vor dieser Fragestellung, wenn ich mich mit Räumen beschäftige, dass ich das erst immer natürlich rein visuell mache. Also in Kunst geht man ja so rein. Aber der Ton spielt in meiner Arbeit so eine große Rolle, dass Leute, die die Arbeiten mehrfach gesehen haben und wissen, um was es eigentlich geht, nehmen das anders wahr als jetzt irgendjemand, der einfach heranstolpert. Und entweder das schön präsentiert sieht, in einem großen Raum, aber zur Hölle nichts versteht, oder es irgendwie ein bißchen muffiger, in einem kleineren Raum, aber dann... das ist die Frage... Hannes: ... ist der Ton da. Bjørn: ... ja, ist der Ton da. Wo geht man damit um... Gut, das sind immer so Faktoren. Ich meine, das ist jetzt bei einer Sache. Wenn dann sowas wie im Kunstverein dazukommt, wo man dann verschiedene also schon mit dem zweier und dem dreier Raum verschiedene Tonquellen hat, die aufeinander reagieren... das ist etwas halt gewesen... ich meine, als ich in NYC saß und die Tonspuren, ich meine, ich habe das alles übereinander liegen gehabt, genauso diesen ganzen Kopf zusammenzufriemeln und das nicht ausprobieren zu können, auch wie das örtlich, also wie tatsächlich die Akustik erscheint. Ich wusste nur, wie akustisch ist das und ist das Problem, es wird halt hallen und schallen. Und dass man auch die Stellen so differenziert wie möglich macht, also nicht zu viel, denn wenn man da zu viel macht, dann wird es einfach ein großes Mischmasch geben. Und da hätte ich gerne natürlich... also insofern sage ich, es war jetzt ein Experiment für, was zukünftig kommen kann. Hatte jetzt ein bißchen natürlich mit dem Video, mit dem ?oral history", was ich jetzt da für den nbk noch gemacht habe, das Gefühl ich meine, es hat auch sehr viel mit diesem gleichen Themenblock zu tun dass ich diese Sache aber mit der Ausstellung schon abgearbeitet habe, und mir jetzt noch mal eine Auseinandersetzung, eine inhaltliche Auseinandersetzung... Hannes: Ist das ein Ein-Projektions-Teil, ist es ein one-screen-Teil, was du jetzt...? Bjørn: Jaja, genau. Es ist viel mehr, also es ist eine geschlossene Welt für sich selbst, ganz (..?) Charaktere und sowas. Aber es gibt ein paar Sprach-, also das hat gestern Sabine Maria Schmitt festgestellt, dass es ein paar Sprachmomente gibt, die ja überlappend sind sehr genau aufgepasst. Sie will ja auch (Murmelmurmelmurmel?) mein Vokabular, das zitieren und wiederholen natürlich auch, also von gewissen Momenten, also was meine Arbeit... Hannes: Das Tautologische und das Wiederholende... Bjørn: Ja. Aber ich glaube, das ist und das war letztendlich diese Erfahrung für mich es ist ja manchmal so, dass man ja taumeln muss oder taumelnd irgendwohin geschubst wird... Hannes: ...wo man sonst nicht hin kommt. Bjørn: ...wo man sonst nicht hin kommt. Und ich glaube, das hat sehr viel... deswegen bin ich da, wo ich bin. Ich habe irgendwie irgendwelche Kopfgeburten natürlich gehabt, wo ich nicht weiß, ob sie überhaupt realisierbar sind... Hannes: Und dann setzt man sich in eine Situation, wo dann was passieren muss. Bjørn: Genau. Man kreiert von außen so einen Druck, dass man das, was man angedacht hat als Möglichkeit... Hannes: ...ausprobieren muss. Oder irgendwas anderes... Bjørn: Ja. Jaja, und da irgendwie die Kanone auf die Brust gesetzt bekommt. Hannes: Jaja, aber ich meine, du erzählst sehr viel von "ausgebrannt" und Erschöpfung, auch. Bjørn: Ja. |
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Vertrauen und Scheitern |
Hannes: Und die Frage ist, ob das sozusagen... wie lange ist das gesund, oder wie lange ist das durchzuhalten. Ich meine, es gibt ja auch da Grenzen, und vielleicht muss man auch irgendwann mal umschalten, ich weiß es nicht. Also für mich war Hannover halt wirklich auch eine Grenze. Ich konnte mir halt nicht vorstellen, sonst, also meine bisherige Erfahrung war irgendwie immer: größer, weiter, besser! Also alles Kleine ist auch wunderbar, aber immer dieses: okay, jetzt habe ich den Raum gemacht, ich könnte mir das noch größer vorstellen, noch komplexer vorstellen, noch mehr! Und Hannover war wirklich für mich ein Punkt, wo ich gesagt habe: okay, das mit dem Sound, der da durchwandert, haben wir nicht geschafft, oder habe ich jetzt auch nicht geschafft, und es gab ein paar Kompromisse aber mehr war nicht drin. Ich hätte mehr Zeit oder mehr Geld oder sonstwas gebraucht, oder eine andere Situation, dass ich doch hätte mehr vorplanen können, mehr ausprobieren können. Und ich konnte mir einfach kein ?noch größer" vorstellen! Sondern für mich war da irgendwie klar: also hier ist eine Grenze. Und das fand ich erst mal deprimierend auch. Bzw. es geht nur größer, wenn man ganz anders arbeitet. Viel mehr delegiert, mit fertigen Teilen ankommt, oder so richtig die Setzung schon vorproduziert hat und die nur noch reindonnert dann kann man natürlich weiter, größer, besser, schöner, keine Ahnung. Aber dieser eigentliche Prozess, der da stattfindet, den kann man nicht noch mehr aufblasen, also dieser Moment, wo man halt sagt: ich habe mir so eine Situation kreiert, wo was passieren muss und wo ich halt mit einer bestimmten emotionalen, mit einer bestimmten Einstellung, einem bestimmten Fundus reintaumle und dann passiert was, da passiert ein Schritt oder eine Lösung oder so. Das ist nicht weiter auszureizen. Also wenn man das noch größer macht oder öfter machen würde, könnte man die Situation so nicht wiederholen. Ich meine, wenn ich das jetzt mit jemandem anderen gemacht hätte als mit dir ich kenne deine Arbeit halbwegs und irgendwie geht das schon, ich meine, das war auch relativ gut also mit Annette Z. z.B. hätte das nicht geklappt. Jetzt von meiner Seite. Die macht zwar auch mit Linien, und zeichnet und malt, aber irgendwie wäre da nichts passiert, also es wäre keine Ahnung... Also da kam sehr viel zusammen, auch. Bjørn: (kaut immer noch oder wieder) Nee, aber das war auch die Qualität der gesamten Ausstellung, aber wir wussten das vorher nicht, ob da was zusammen kommt, oder nicht. |
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Hannes: Ich habe da relativ darauf vertraut! (Lachen!) Um ehrlich zu sein. Sonst hätte ich ganz anders... also ich habe auch darauf vertraut, dass wir nicht über-vorbereiten, weil das war eh klar. Nee, ich meine, für mich war das relativ safe, also für mich war dieser Ablauf sehr wichtig, der war mir sehr klar. Das Einzige, was mir nie klar war, war der erste Raum. Und nachdem der erste Raum dann klar war, hat der den letzten Raum mitbestimmt und der Rest war dann eh... Also für mich ist sozusagen der Raum, wo ich am meisten gescheitert bin, ist eigentlich der ganz kleine, dieser 1a, dieses ehemalige Klo, weil, das war sozusagen, das war ein Kompromiss. Der war zwar okay, aber... Bjørn: Wieso? Was war da für dich das Scheitern in dem Raum? Hannes: Ja weil, eigentlich wollte ich den als intime Bibliothek haben, als Kabinett, als so eine Art Kupferstichkabinett. Und habe dann ein paar Sachen ausprobiert, dann war klar, ich hätte die Decke abhängen müssen. Der Raum war zu hoch, also ich hätte eigentlich eine Decke komplett einziehen müssen. Und das ist mir sehr spät klar geworden, und mir war klar, dass die Jungs irgendwie erschöpft sind, dass der Etat erschöpft ist, und dass man die Decke hätte sehr gut machen müssen, und da war okay. Und die Lösung danach hatte eher mit skulpturalen Geschichten zu tun, und dass es schön ist, aber es war vom Inhaltlichen und von der eigentlichen Stringenz war das der Schwachpunkt. Es war okay, und man kann die Lösung als abstraktere Ebene... also da wird nur noch was angedeutet und man muss sich das halt vorstellen, dass es für eine bestimmte Menge an Zeichnungen steht, und dass das die Platzhalter sind, wo man etwas drauflegt, aber eigentlich ist mir die Ebene ein Stück weit zu abstrakt, auf so einer Gesamt-Kiste aber der Raum war sehr schön. Und skulptural funktionierte der. Und der Umgang mit den Zeichnungen war auch sehr okay. Aber das war eine Lösung, die mir gefällt als Raum-Lösung, aber als Gesamtkonzept war das eher die zweitbeste Lösung. Und da war dann aber auch einfach klar, da war einfach Grenze: zeitlich, kräftemäßig, finanziell. |
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Probebühne |
Bjørn: Ja, aber... ja klar, das ist ja genau dieser Moment von Vorplanung oder das, was aus der Aktion heraus entsteht. Ich meine, diese Erfahrung, dass du sagst, auch mit dem Raum, das sind ja Dinge, die lassen sich wahrscheinlich dann auch erst im Enstehungsprozeß wirklich entscheiden. Hannes: Na man hätte den einfach früher starten müssen. Also man hätte in die Räume gehen müssen und auch viel mehr Zeit verbringen müssen, also den simulieren oder so, diesen Prozess... Bjørn: Ja gut, aber ich meine, im Prinzip ist das ja so, daß man... Hannes: Ich meine, ein Theater mietet sich eine Probebühne, also ein reiches Theater, und baut da die Kulisse, also eine second-hand-Kulisse sozusagen, aber die Proportionen stimmen halbwegs, auf, und da wird geprobt, damit sie dann, weil auf der Hauptbühne spielt irgendwas en suite, d.h. da steht die Deko für ein anderes Stück rum, da können sie nicht rein, und dann haben die eine extra Bühne und dann... proben das, simulieren das in den richtigen räumlichen Dimensisionen und gehen dann auf die Hauptbühne und da fallen natürlich noch mal Entscheidungen. Sowas könnte man im Kunstbereich doch auch machen. Also letztendlich ist das ja nicht was großartig anderes. Also für mich hat das auch sehr viel mit Theater zu tun, mit Bühnenbild. Bjørn: Gut, aber ich meine, ja, letztendlich ist immer die Frage von der Größe einer Sache und das ist ja nicht nur... dass es wirklich viel um Planung geht und um Erfahrung eben auch. Und du musst durch diese ganzen Erfahrungen durch, um besser zu werden, auch im Umgang damit. Hannes: Das sowieso. Aber ich meine, rein theoretisch, wenn man ganz viel Geld hätte, könnte man sagen, man mietet sich einen Raum, der ungefähr diese Proportionen hat, oder man hat eine Halle und baut da einen Raum rein, der diese Proportionen hat, das ginge ja... und könnte dann da zwei Monate in diesem nachgebauten Raum die Erfahrung sammeln und das später in den Ausstellungsraum übertragen. Das ist eine Strategie wie Teams arbeiten, mit langen Vorläufen. Also ich meine, wir haben ja auch alleine gearbeitet. Bjørn: Mhm, mhm. Aber ich meine, trotzdem gibt es ja dieses... ich versuche das immer auch mit Filmproduktion zu vergleichen, das ist da, wo ich herkomme, also ich meine, du gehst... weil, die Ausstellung entsteht beim Drehen, letztendlich, also das ist eine Situation... Hannes: Jaähm (quengel)... Bjørn: Neenee. Also wenn du einen set irgendwie einrichtest, angenommen, du willst irgendwas drehen und diese Vorstellbarkeit, was, wie es aussehen könnte, und was muss ich vorher planen, damit es so wird, also damit die Idee, die grundsätzlich da ist, der Wirklichkeit, ehe es umgesetzt ist, am allernächsten kommt. Das ist ein Faktor, der da vor allem gilt, wenn du in sowas reingehst, weil du also jetzt besprechen wir mal so eine größere Produktion, weil du einen wahnsinnigen Apparat am Leiern hast? Hannes: Du hast aber auch Filmarchitekten, und du hast Leute, die wie heißen die, die so durch die Gegend kurven und dann... location scouts? Bjørn: Ja, location scouts. Ja klar, ich meine davon gehe ich jetzt erst mal nicht aus aber es muss ja trotzdem auch was mit den Schauspielern passieren und sowas. Es muß ja alles irgendwie zusammenkommen und es muß dann klappen! Es muss also soweit vorbereitet sein, dass es dann klappt an dem Tag, weil mit der Zeit geht es ja nicht, du kannst nicht deswegen noch mal mit der Probebühne du kannst jetzt nicht einfach sagen: gut, wir stellen jetzt hier mal... wir leuchten mal diesen Häuserblock für eine Woche aus, und probieren dann mal aus, wie wir am besten diese Szene spielen. (lacht) Hannes: Geht nicht, ja. Okay, und die Parallele jetzt zu der Ausstellung? Bjørn: Zu der Ausstellung: du hast... ich meine, man muß eben vorher... Hannes: Man muß ein Drehbuch haben, sozusagen, mit dem man dann ankommt, ja. Bjørn: Ja. Jaja. Und vielleicht, je größer die Sachen werden, desto wichtiger wird das Drehbuch. Hannes: Ja, und dann kommen halt irgendwelche blöden off-Leute, die sagen: wir wollen aber kein Drehbuch, wir wollen improvisieren! Wir sind so ganz spontan und locker! Bjørn: Ja, ich meine, wenn du sagen würdest, du fängst jetzt hier an, einen Film zu drehen, verballerst 10 Millionen Mark oder sowas, und sagst als Regisseur... Hannes: ...mal schauen, was rauskommt! (Lachen) Bjørn: Ich meine, es gibt ja solche Leute... Hannes: Gibt es auch, ja! Gab es schon, war oft ziemlich langweilig, manchmal ganz spannend. Kommerziell immer ein Mißerfolg! Bjørn: Eben, das geht ja alles. Also ich meine, das kann ja auch... gut, wenn du es als Konzept wieder machst, wie Schlingensief oder Lars von Trier oder sowas, kannst du das vielleicht auch dahingehenlassen(?). Aber letztendlich, glaube ich, und das ist halt mit der Größe, wo du sagtest: es ist für dich irgendwo ein Endpunkt damit angekommen... und vielleicht, ja, wenn du nicht, weil deine Arbeit besteht ja wirklich also aus diesem Pilz, der irgendwie in sowas reinwächst. Du gehst in den Raum und da ist der erste der Erreger drin, und dann irgendwann ist das alles befallen. Und das ist auch wichtig für deine Arbeit. Ist eigentlich nur die Frage, wie kompatibel ist sie mit dem Ausstellungsbetrieb (beide lachen), ab einem gewissen Level. Weil, du kannst das natürlich bei off-Räumen oder so... Hannes: ...geht das, jaja, klar. Bjørn: ...geht das, ja. Und vielleicht muss es ja auch nicht der große Raum sein. Hannes: Ist zwar ganz spaßig, aber muss nicht, nee. |
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