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23. September 2022
Hannes Kater – Detail einer Tageszeichnung, September 2022
19.09.2022 Zeichnung auf Instagram
Lieblingspfeile

LP 1934 - Lieblingspfeil Nr. 1934 von Hannes Kater
Wegweiser nahe Ptyui, Slovenien
Lieblingspfeil Nr. 1934
Doppelte Pfeilspitze

Seltene Lösung: eine
vorangestellte reduzierte Dreieckspfeilspitze. Die Zeigewirkung ist ziemlich gut, allerdings wirkt das kleine Schild, wegen der relativ groß gesetzten Schrift, eher unübersichtlich.





Hannes Kater – Detail einer Tageszeichnung, September 2022
Mehr zu den Darstellern hier:
Die Darsteller (allgemein)
*01 Gehirn
*03 Archaisches Denken
*04 Mainstream [Denken]
14.09.2022 Zeichnung auf Instagram
Was zu Darsteller *01 Gehirn_02

Snack-Bude in einem Berliner U-Bahnhof
Snack-Bude in einem U-Bahnhof in Berlin
Croissant - Werbung an einer Snack-Bude in einem Berliner U-Bahnhof
Detail der Außenwerbung an der Bude: ein Croissant mit 9 Segmenten
Selten: ein Darstellung eines Croissants mit derart vielen Segmenten, nämlich neun. Erstaunlicher Weise leidet die Erkennbarkeit dieser Croissant-Darstellung nicht an der nicht realistisch großen Anzahl der Wickel-Segmente der Backware.

Rechts, in dem Ausschnitt der Tageszeichnung von heute, ist nicht nur mein Darsteller *04 Mainstream Denken (in Rot) zu sehen, das wie ein Croissant mit vier Segmenten aussieht, sondern auch mein Darsteller für Archaisches Denken mit nur drei Segmenten (in Blau)...


Siehe auch:
05.01.2022 Maskengehirn [2]
26.09.2021 Maskengehirn [1]
03.10.2019 Croissant als Buchstabe
13.09.2019 Croissant mit Cameltoe?
05.01.2019 7 segmentiges Croissant
31.03.2018 Waisen der Welterzeugung
05.09.2016  Croissant wie ein Frauenschuh
Hannes Kater – Detail einer Tageszeichnung, September 2022
Dieses Bild ist eigentlich als Auftragsarbeit – und Teil eines Triptychons – für Arnold Bode für die documenta III, 1964 in Kassel, entstanden
"Es sind nur einige wenige Konzerne, in deren Händen sich KI-Anwendungen befinden. Nur diese wenigen Konzerne haben die finanziellen und personellen Ressourcen, um die großen Modelle zu bauen, die es für KI braucht.
Wir haben also eine immense Marktkonzentration. Und das, was sie programmieren, bildet ein Machtzentrum, das sich über unsere sozialen und politischen Institutionen stellt."
Meredith Whittaker im Gespräch mit Svenja Bergt von der taz vom 12.09.2022
**  Ich übertrug den Text für die KI ins Englische: German politicians Olaf Scholz and Christian Lindner give a press conference in front of a painting by German painter Ernst-Wilhelm Nay, realistic painting with a bit of surrealistic touch.
07.09.2022 Zeichnung auf Instagram
Pressekonferenz vor wilden Augen

Ergebnis von Dall-E-2
Eines der besseren Ergebnisse, dass die KI Dall-E-2 nach einem Text von mir erzeugt hat
Ergebnis von Dall-E-2 Ergebnis von Dall-E-2, Detail
Etliche Details der von der KI generierten Bilder erinnerten mich an meine Zeit als Theatermaler: vieles wurde da, bei mindestens 10 Meter Abstand des Publikums zu den gemalten Prospekten, eher strukturell als detailliert wiedergegeben...
Noch mehr wilde Augen aus den 60er Jahren: Die toten Augen von London (Film von Alfred Vohrer, 1961) und Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (Film von Fritz Lang, 1960)
Die toten Augen But who is ...
Vor ein paar Tagen gab es eigentümliche Bilder in den Medien von einer Pressekonferenz, bei der Nouripour, Scholz und Lindner ein mehr als 65 Milliarden Euro umfassendes Entlastungspaket vorstellten, um "die hohe Belastung der Bürger in der Krise" abzufedern.

Eigentümlich deshalb, weil die Politiker vor einem 4 x 4 Meter großen Bild von Ernst-Wilhelm Nay
* auftraten, auf dem fünf stilisierte, mit dicken schwarzen Pinselstrichen gemalte und je mindestens 1 Meter große, Augen für eine eher unentspannte, gleichwohl bildungsbürgerliche, Atmosphäre, sorgten... Kurz: eigentlich kein Hintergrund, von dem man annähme, dass ein normaler PR-Berater den für so einen Anlass auswählen würde.

In der Berichterstattung über das Entlastungspaket kam das Nay-Bild – und seine Wirkung – kaum zur Sprache... und da ich natürlich nicht die Bildrechte an den mir medial zugänglichen Bildern der Pressekonferenz habe, dachte ich, das wäre doch mal ein geeigneter Anlass, einen, der gerade viel diskutierten, KI-Bildgeneratoren zu benutzen, um meinen Eintrag hier zu bebildern... auch, weil mein bei Dall-E-2
* beantragter Zugang gerade freigeschaltet worden war.

Mein 1. Prompt:
Die deutschen Politiker Omid Nouripour, Olaf Scholz und Christian Lindner geben eine Pressekonferenz vor einem Bild des deutschen Maler Ernst-Wilhelm Nay, realistische Malerei mit etwas surrealistischem Einschlag.
**

Anwort des Programms: wenn ich das noch mal versuche, werde ich gesperrt. Oh Schreck, ich hatte die folgende Richtlinie nicht eingehalten: "Versuchen Sie nicht, Bilder von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens (einschließlich Prominenter) zu erstellen." Also formulierte ich um... und meine nächsten Beschreibungstexte wurden zwar ausgeführt, die Ergebnisse aber waren enttäuschend. Immerhin lernte ich, dass ich extra formulieren musste, dass nur männliche Politiker dargestellt werden sollten... aber es war nicht notwendig zu schreiben, dass sie alle wie weiße Europäer aussehen sollten. Und der Wunsch nach Bildern im Stil der italienischen Hochrenaissance führte auch nicht zu ansehnlichen Vorschlägen.

Nach etlichen Versuchen klappte es schließlich am besten mit diesem Prompt:
Foto von 15 Fotografen und Kameraleuten, die drei männliche Politiker während einer Pressekonferenz filmen und fotografieren, während sie vor einem 4 mal 4 Meter großen abstrakten Ölbild stehen, in dem drei riesige stilisierte Augen erkennbar sind.

Bitter: die Bildgeneratoren werden an den Werken aller Künstler, den lebenden wie den toten, geschult – aber bei der Vermarktung der so möglich gemachten Ergebnisse gehen die Künstler oder deren Rechtsnachfolger leer aus. Zudem scheint absehbar, dass die Mehrzahl der Illustratoren in nicht allzuferner Zukunft (2 bis 5 Jahre) von den Bildgeneratoren ersetzt werden wird, sie also ihre Lebensgrundlage verlieren.


Das ganze, 5 x 4 Meter grosse, Bild:
GRAND TABLEAU ANTIFASCISTE COLLECTIF [Großes kollektives antifaschistisches Gemälde], von Jean-Jacques Lebel, Isländer Erró, Enrico Baj, Roberto Crippa, Gianni Dova und Antonio Recalcati
05.09.2022
Kunstpfeil_63
GRAND TABLEAU ANTIFASCISTE COLLECTIF [Großes kollektives antifaschistisches Gemälde], von Jean-Jacques Lebel, Isländer Erró, Enrico Baj, Roberto Crippa, Gianni Dova und Antonio Recalcati
Oben: Ausschnitt aus: GRAND TABLEAU ANTIFASCISTE COLLECTIF [Großes kollektives antifaschistisches Gemälde], von Jean-Jacques Lebel, Isländer Erró, Enrico Baj, Roberto Crippa, Gianni Dova und Antonio Recalcati, 5 x 4 Meter, 1960
Das Bild ist in den Kunstwerken in der Auguststraße während der jetzt bald zu Ende gehenden Berlin Biennale zu sehen.

Zitat aus dem Text von Blandine Chavanne für die Berlinale zum Bild: "Auf die linke Seite der Leinwand malte er [Jean-Jacques Lebel] über deren gesamte Höhe einen
transkulturellen Totempfahl, […]" [1]

... transkultureller Totempfahl? Okay... ich habe den mal optisch isoliert und rechts minimal animiert abgebildet... Auf mich wirkt das Ding mehr wie ein Totemphal, wie ein riesiger Phallus... mit rechts unten durchaus erkennbaren Hoden.

Fortsetzung des Zitats:
"... gekrönt mit einer kaum erkennbaren Darstellung des
Antlitzes und der Silhouette Boupachas."

... Antlitz und Silhouette? Von [Djamila] Boupacha? Die übrigens 1960 in den Medien in Frankreich sehr präsent war, weil publik geworden war, dass Boupacha nach ihrer Verhaftung, als Aktivistin der algerischen Front de Libération Nationale, von der Französischen Militärpolizei gefoltert und vergewaltigt wurde?

Erkennbar im Bild (vgl. Abb. oben) sind für mich gespreizte Beine, eine stilisierte Vagina mit Labien und ein Kopf mit dem Eintrag "LIBERTÉ"... Die Oberschenkel scheinen von Formen überlagert zu werden, die an Brüste (mit Nippeln) und
Augen, bzw. Brustwarzen, erinnern. [2] Rätselhafter Weise, wenn es doch um Vergewaltigung und Folter gehen soll, ist unter dem Wort "Liberté" ein schwarz-weiß (Zeitungs-) Foto von einem Pin-Up Girl, also ein Bild einer Frau in erotischer Pose, montiert. Steht das für Doppelmoral? Oder das Wohlleben der, weit vom Kriegsgeschehen entfernt lebenden, normalen Franzosen?

Auffallend ist ein Pfeil, der auf die Vagina zeigt. Der Pfeil scheint eine Verbindung (Speiseröhre / Schlund?) von einem (möglichen) Mund zum Unterleib der Frau zu überlagern... Was ich als Verbindung von oben (Mund) nach unten (Unterleib) deute, haben andere als Trennung des Körpers der Frau in zwei Hälften ["als wäre er in zwei Teile gebrochen" [3]] interpretiert.

Sicher: die Brutalität der Djamila Boupacha ausgesetzt war, u.a. wurde Boupacha mit einer Flasche vergewaltigt und mit Stromstößen gefoltert [4], bis sie, um den Qualen ein Ende zu bereiten, ein falsches Geständnis unterschrieb, ist schwer vorstellbar (im Sinne von nachvollziehbar) und kaum adäquat bildnerisch darstellbar.
WeitereKunstpfeile:
01.11.2021 – Kunstpfeil_62
21.09.2021 – Kunstpfeil_61
16.09.2021 – Kunstpfeil_60
29.10.2020 – Kunstpfeil_59
[...]
Aber... wenn jemand (ich) vor einem Bild steht, dass als antifaschistisch ausgewiesen ist, dann kommt, bei der, durchaus nicht unproblematischen, Verbindung der Linken von – politischer – Bewußtwerdung und erfüllter Sexualität, also von Wilhelm Reich (... die unterdrückte Sexualität ist die Wurzel allen Übels) bis zu Klaus Theweleit ((T)Ruth make you free... also Frauen (hier eine Ruth) werden dich (zumindest als Hetero-Mann oder Lesbe) frei machen)[5], schon der Gedanke auf, dass das "Liberté" im Kopf einer Frau mit weit gespreizten Beinen und ein Pfeil, der auffordernd auf die Vagina dieser Frau zeigt, dass das keine Vergewaltigung abbilden will, sondern eher positiv verstandene Sexualität...

Immerhin konnte das Gemälde 1961 unter dem Vorwand der Pornografie von den italienischen Behörden beschlagtnahmt werden... es verschwand lange in einer Asservatenkammer und wurde erst 1987 wiederentdeckt und seitdem öfter ausgestellt.

Sophie Kras schreibt: "In Le Grand Tableau Antifasciste Collectif ist Boupachas Körper grob dargestellt, geviertelt, ihre Beine gespreizt in der anfallsartigen Gewalt einer Vergewaltigung." Es ginge darum, "den Körper zu benennen und zu zeigen", um so die Fähigkeit (zurück) zu gewinnen, "sich dem Krieg zu stellen".

Hmm... schwierig. Die Rolle des Frauenkörpers im öffentlichen Diskurs über Krieg und Gewalt... damals, Ende der 50er Jahre... und heute, während des Ukraine-Kriegs.



Allerdings: auf dem großen Bild ist weit mehr zu sehen, als die Darstellung eines – sexualisierten – Frauenkörpers: es gibt viele greinende Gesichter, ein recht großes Hakenkreuz – und eine collagierte Kopie des Manifeste 121 von 1960, ein von 121 berühmten Intellektuellen und Künstlern unterzeichneter offener Brief, der sich gegen den Algerienkrieg wendet.

Zitat Blandine Chavanne:
"Darüber malte Roberto Crippa, in dessen Atelier das Werk entstand, ein schwarzes Hakenkreuz, um damit auf die zunehmend gestapohaft anmutenden Übergriffe der französischen Sicherheitskräfte während und nach der Schlacht um Algier 1957 zu verweisen – eine entscheidende Anklage gegen die rassistische Ideologie von Nationalsozialismus und Kolonialismus."

Zitat Sophie Kras: "Die verzerrten Figuren, deren Münder vor Schrecken und Schmerzen geöffnet sind, drücken die von der Französischen Republik entfesselte Gewalt aus; ein Hakenkreuz verbindet diese staatliche Barbarei direkt mit den Praktiken der Gestapo während der Besatzung." [6]

Hilft das Wissen um den historischen Kontext, dass Bild und seine Zeichen- und Symbolsprache besser zu verstehen?

Obwohl Menschenrechtsverletzungen und Folter durch die Franzosen im Algerienkrieg seit den späten 1950er Jahren eigentlich öffentlich bekannt waren, gelang es erst 1960 mit den Fall Djamila Boupacha eine öffentliche Empörung hervorzurufen, weil ihre Anwältin Gisèle Halimi beschloss, ihre Sache zu einem Symbol für die alltäglichen Misshandlungen in Algerien zu machen.

Die Anwältin bat Simone de Beauvoir um Hilfe, die Artikel zum Fall veröffentlichte und ein Unterstützungskomitee gründete, dem angesehene Schriftsteller, Intellektuelle und ehemalige Widerstandskämpfer wie Louis Aragon, Aimé Césaire, Jean-Paul Sartre und Germaine Tillion angehörten. Der Prozess gegen Boupacha im Jahr 1961 wurde dann von allen großen nationalen und internationalen Medien verfolgt. 

Das Kunstpublikum damals wusste also um die Bezüge... und ein Porträt, dass Pablo Picasso von Boupacha gezeichnet hatte, "wurde sofort zu einer Ikone" und als Umschlagabbildung eines populären Buches über sie genutzt.


Ob dem Kunstpublikum damals mit einiger Sicherheit klar war, dass mit dem im Bild abgebildeten Frauenkörper Djamila Boupacha gemeint war – und dieser Körper stellvertretend – unmöglich, nicht an Guernica zu denken, seine Botschaft und seine Ausführung [3] – und exemplarisch für die vielen Opfer der Menschenrechts-verletzungen der Franzosen stehen sollte?

Mir fällt es auch auf den zweiten Blick, mit all den dazugewonnenen Informationen, schwer, im Bild explizit dargestellte sexuelle Gewalt und Folter zu erkennen.



[1] Link / Website der Berlinale
[2] Oder sollen das Brandwunden, bzw. andere Foltermale, sein? Allerdings: nimmt man die Pfeilspitze als Nase, das links und rechts davon jeweils als Auge – und die Vagina noch als Mund... dann sieht man ein Gesicht.
[3] Le "Grand tableau antifasciste collectif": la guerre d'Algérie qui dérange. Von Aurelia Antoni, BeauxArts, 23.04.2021
[4] Boupacha hat mehr als dreißig Tage lang Stromschläge von Elektroden erlitten, die an ihren Brüsten, ihrem Geschlecht und ihrem Gesicht angebracht waren, zudem Verbrennungen durch Zigaretten, Schläge und mehrmals Waterboarding.
[5] Klaus Theweleit: Buch der Könige, Bd. 1: Orpheus und Eurydike, 1989, S. 1
[6] Sophie Kras: Art During War. In Parts of the Face: French Vocabulary Lesson 1961 von Larry Rivers, Tate Research Publication, 2016

transkultureller Totempfahl? Aus: GRAND TABLEAU ANTIFASCISTE COLLECTIF
"Liberté" mit Pin-Up. Aus: GRAND TABLEAU ANTIFASCISTE COLLECTIF
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Pfeil runter 02. August 2022
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